Bräutliche Menschen
 

(Aus einer Predigt des späteren und 1993 verstorbenen Bischofs Dr. Storck vom 15. 10. 1978)

Gerade jetzt im Vorraum der Zeit des Advent sollten wir uns wieder dazu ermahnen und ermuntern und sollten alles, was an uns liegt, dazu beitragen, daß wir mit der Hilfe der Gnade Gottes zu wahrhaft bräutlichen Menschen werden, zu Menschen, die Jesus Christus erwarten, die durch diese Erwartung Jesu Christi umgestaltet werden gegen alle Hoffnung, wenn ich so sagen darf, gegen alles menschliche Hoffen, gegen alle menschliche Erwartung, weil sie leben von der Verheißung Jesu Christi, weil sie leben von der Wahrheit Jesu Christi und der Wahrheit Seiner Worte.

Wir sollten sein wie die klugen Jungfrauen, die genügend Öl in ihren Lampen hielten, und die nüchtern und wachsam bereit waren, den Anruf Jesu zu hören. Und einmal, das dürfen wir sicher und ganz gewiß glauben, einmal kommt der Herr, und einmal wird sich zeigen, ob wir wahrhaft bereit sind, ob wir Öl in unseren Lampen haben, ob unser Glaube kraftvoll genug ist, ob unsere Hoffnung lebendig genug ist, und ob unsere Liebe groß genug ist, für diesen Zeitpunkt bereit zu sein.

Und darauf sollten wir uns alle einstellen, und diese Einstellung wird uns prägen. Sie wird uns umgestalten und sie wird uns zeigen, daß Jesus Christus wahrhaft lebendig ist, und daß wir, wenn wir uns im Glauben an ihn festmachen, auch wahrhaft lebendig sind. Und das ist ja das vielleicht größte Zeichen der Hoffnung: diese Lebenskraft, die uns umgestaltet, die uns mitten in all diesen erschütternden und chaotischen Verhältnissen noch Anteil an diesem Leben gibt, und die uns auch zu wahren Zeugen des Lebens Gottes macht. Das sollten wir erkennen, das sollten wir einüben, das sollten wir in unserem Leben und in unserer Existenz gerade vergegenwärtigen, damit wir dadurch auch in dieser trostlosen Zeit ein Zeichen der Hoffnung, ein Zeichen des Lebens Gottes verwirklichen können und dadurch den Menschen, die so sehr unter dem Bann des Todes und der Sinnlosigkeit leiden, das Zeugnis geben, auf das sie warten.
 

 

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