Darf über Christenverfolgungen gesprochen werden?


An einem Juliabend des Jahres 2004 kam im Radiosender Deutschlandfunk während einer der inzwischen seltenen Sendung zu religiösen Themen ein Bericht über ein Vorkommen, welches sich wohl einige Wochen zuvor in Ungarn ereignet und dort hohe Wellen der Empörung geschlagen hatte. Da hat sich nämlich ein Reporter in Budapest während einer Radiosendung von Hass erfüllt zu der Äußerung hinreißen lassen, er wünschte, dass alle Ungarn und Christen vernichtet werden mögen!

Natürlich ist da jeder Christ, dem der Name Jesu Christi und der christliche Glaube wenigstens noch etwas heilig sind, empört über eine solche alle Christen beleidigende Äußerung und auch bestürzt über so viel Hass im Herzen eines Menschen! Wie kann man in einem Land mit überwiegend christlicher Bevölkerung sowohl dessen Christen als auch dem ganzen Volk die Vernichtung wünschen? Und das besonders Delikate daran war, dass der betreffende Reporter seiner eigenen Abstammung nach ein Jude ist!

Zwar hieß es danach, der betreffende Journalist hätte sich für seine Entgleisung entschuldigt, er sei betrunken gewesen, und sei daraufhin vom Sender entlassen worden. Allerdings ist zu vermerken, dass auch nach der heute gängigen weltlichen Rechtsprechung der übermäßige Alkoholkonsum keinesfalls automatisch die Schuld des Delinquenten mindert. Und auf der anderen Seite spricht ein Betrunkener (sollte jene Person wirklich betrunken gewesen sein!) nur das aus, was er im nüchternen Zustand wohl denkt und aus taktischen Gründen nicht an die große Glocke hängt!

Ich will nicht verheimlichen, dass dieser Bericht im Radio mich äußerst neugierig gemacht hatte, wie denn diese Sendung des Deutschlandfunks weiter gehen, wie sie inhaltlich fortgesetzt würde. Und ich hätte sehr wohl erwartet, dass nun endlich einmal (!) auch ein Bericht über die vielfachen und vielschichtig im Lauf der Kirchengeschichte stattgefundenen Christenverfolgungen gebracht würde. Hätte dies ja voll und ganz dieser Sendung entsprochen, zumal sie ja vom Sender selbst praktisch so eingeleitet und begonnen wurde. Denn nach Programmen mit Berichten über Benachteiligungen anderer Religionsgemeinschaften muss man sonst nicht unbedingt mühselig suchen.

Vor allem muss man nicht lange darauf warten, wenn sich dabei die Glieder der katholischen Kirche auch nur entfernt haben etwas zuschulden kommen lassen, wobei es sich bei solchen großaufgemachten „Skandalberichten“ nicht selten auch um eine einseitige Geschichtsverzerrung handelt. Gehört es ja seit geraumer Zeit zum fest eingespielten Ritual der liberal-„aufgeklärten“ Welt, auf der Kirche herumzuhacken und sie aller möglichen „Verbrechen“ zu beschuldigen!

Es hätte also an dieser Stelle sehr passend ein Bericht kommen können über die Grausamkeit der Kirchen- und Christenverfolgung, wie sie z.B. während und nach der Französischen Revolution (1789) in diesem Land, welches sich ja als die älteste Tochter der Kirche bezeichnet, gewütet hatte. Diese Revolution, die ja auch durch die Wühlarbeit der antichristlich eingestellten Freidenker und Freimaurer vorbereitet wurde, ist eine richtige Schande für die heutige französische Republik, die sich ja bewusst und ausdrücklich davon ableitet (siehe Nationalfeiertag am 14. Juli). Denn letztendlich wollten die entsprechenden Revolutionäre mit ihren Aktivitäten das Christentum als solches tödlich treffen!

So wurde 1790 zunächst eine ganze Reihe von Orden und Kongregationen aufgehoben, und der Klerus musste einen von Papst Pius VI. verurteilten Eid auf die Konstitution schwören. Auf diese Weise sollte die französische Kirche in eine nationale Kirche umgewandelt und die Verbindung des Klerus mit Rom gelöst werden. Die diesen Eid verweigernden Priester wurden verfolgt, ins Gefängnis geworfen und zur Deportation verurteilt. Gegen 40 000 Geistliche verloren so ihre Heimat.

Im September 1792 kam es dann in den Gefängnissen von Paris zum furchtbaren Gemetzel unter den dort Inhaftierten. Von den gegen 1400 Opfern waren allein 223 Priester. Das Beispiel der Hauptstadt wurde dann auch in der Provinz vielfach nachgeahmt. Die berühmt berüchtigte Guillotine „säuberte“ massenweise die „Republik“ von ihren Gegnern, zu denen vor allem der Klerus gehörte. Um bei unseren Lesern das Entstehen von wahrhaft ekelerregenden Gefühlen zu vermeiden, verzichten wir hier lieber auf die Erwähnung weiterer „Glanztaten“ dieser Revolution. Zwar hat man sich die Parolen „Freiheit“, „Gleichheit“ und „Brüderlichkeit“ vollmundig auf die Fahnen geschrieben - in der Tat herrschten aber Hass, pure Gewalt und absolute Willkür!

Der Kampf gegen die Kirche ging weiter: „Um gewissermaßen die ganze christliche Vergangenheit auszulöschen, wurde die christliche Zeitrechnung aufgehoben und durch den republikanischen Kalender (beginnend mit dem 22. Sept. 1792) verdrängt, die Sonntagsfeier durch die Dekadi, die christlichen Feste durch republikanische ersetzt (3. Okt. 1793). Zuletzt schaffte der Konvent durch Dekret vom 7./10. Nov. 1793 das Christentum offiziell ab und proklamierte unter schmählichen Zeremonien die Religion der Vernunft und Natur, d.h. den Atheismus. ... Sakrilegische Feiern mit ´Göttinen der Vernunft´ (sexuelle Ausschweifungen im sakralen Altarraum - Anm.) entweihten die Kathedrale Notre-Dame sowie andere Kirchen in Paris und in der Provinz; manche Gotteshäuser wurden in Magazine und Ställe verwandelt. Die katholische Kirche in Frankreich war geächtet und vogelfrei; in tiefster Verborgenheit, umringt von Gefahren, mussten die eidverweigernden Geistlichen den Gottesdienst abhalten und die Sakramente spenden. Die kirchliche Organisation löste sich fast ganz auf.“ (Bihlmeyer, Tüchle, Kirchengeschichte. 3. Teil, Verlag Ferdinand Schöningh 1961, S. 296f.)

Oder man hätte erwarten können, dass man in der betreffenden Sendung auf den brutalen Kampf der sowjetischen Bolschewiken (besonders unter Lenin und Stalin) gegen Religion und Kirche zu sprechen gekommen wäre, der in Russland mit der Oktoberrevolution 1917 für Jahrzehnte begann.

Zunächst wurde das gesamte öffentliche Leben völlig säkularisiert, „die Zivilehe eingeführt, der Religionsunterricht in den Schulen verboten, das Kirchengut aller Konfessionen für nationales Eigentum erklärt. Die Ausführung der Verordnung geschah in der denkbar schroffsten Weise (gewaltsame Wegnahme der Kirchengeräte, Beschlagnahme vieler Kirchen, Aufhebung der Klöster usw.) Die Verordnung traf in erster Linie die orthodoxe Kirche, aber auch die römisch-katholische (etwa 2 Mill. Seelen, meist Polen und Deutsche) und die Protestanten im Gebiet der Sowjetrepubliken. Über 30 Bischöfe, Tausende von Geistlichen, Mönchen und Nonnen wurden Opfer des blutigen Terrors; andere Tausende schmachteten in den Gefängnissen oder wurden deportiert. ... Im übrigen waren zeitweise bis zu 150 Bischöfe im Konzentrationslager am Weißen Meer inhaftiert.“ (Bihlmeyer, Tüchler, ebd., S. 552.) Allein in der Ukraine wurden 29 unierte Bischöfe und Tausende von Priestern und Gläubigen erschossen oder verbannt.

Mit dem neuen Religionsgesetz von 1929 gab es zwar gewisse Erleichterungen, aber der atheistische Kampf gegen die Religion wurde dennoch energisch fortgesetzt. So wurden die Sonntage abgeschafft, die Ehe und Familie als die Grundlage des christlichen Gemeinschaftslebens zerstört, die Festtage durch weltliche Feiern ersetzt, den Geistlichen die bürgerlichen Rechte entzogen. Die Kirchen wurden weiterhin geschlossen, die Geistlichen verhaftet, Materialismus und Atheismus der Jugend in der Schule und in den kommunistischen Organisationen eingeimpft, besonders die antichristliche Propaganda fortgesetzt. Und während der stalinistischen Säuberungsaktionen wurden damals in einem Jahr nicht weniger als 1150 orthodoxe Kirchen geschlossen.

Papst Pius XI. rief sowohl 1930 in einem Apostolischen Schreiben das Weltgewissen zum Protest auf gegen die „schrecklichen sakrilegischen Verbrechen wider Gott und die Seelen, die Tag für Tag in Russland begangen werden“, und verurteilte 1937 in seiner Enzyklika Divini Redemptoris scharf den atheistischen Kommunismus.

Mehr als bloß erwähnenswert wäre auch der offene Kampf gegen die Kirche in Mexiko gewesen, welcher 1915 einsetzte und bis zum 2. Weltkrieg andauerte! Es wurden ebenfalls alle Orden verboten, die Kirchengebäude und das Kirchengut für Staatseigentum erklärt, „jede Kulthandlung außerhalb der Kirche untersagt, alle fremden Priester ausgewiesen und die einheimischen unter harte Ausnahmegesetze gestellt. Präsident Calles (1924-28), ein radikaler Sozialist und Freimaurer, schritt zur schärfsten Durchführung der antiklerikalen Gesetze. Viele Kirchen, katholische Schulen, Klöster und Seminare wurden geschlossen, die zur Seelsorge zugelassenen Geistlichen auf eine ganz unzureichende Zahl beschränkt, die Ausländer abgeschoben, auch eine Reihe von Bischöfen verbannt. ... Es gab sogar eine große Zahl (gegen 5 300) blutiger Martyrien von Bischöfen, Priestern und Laien.“ (Bihlmeyer, Tüchler, ebd., S. 512.)

Aber auch in anderen katholischen Ländern dieser Welt gab es allein im 20. Jahrhundert eine ganze Reihe von Kirchenverfolgungen, die heute kaum mehr bekannt sind. So kam es z.B. in Spanien im Mai 1931 zu wilden Kirchen- und Klösterstürmen und -Bränden und auch zum regelrechten Kulturkampf, der nach einer Phase relativer Ruhe 1936 wieder ausbrach. „In den von den Kommunisten beherrschten Gebieten wurden gleich zu Beginn mehr als 20 000 Kirchen zerstört und 11 Bischöfe und über 7 000 Welt- und Ordenspriester, Schwestern und Seminaristen und zahlreiche Laien ermordet.“ (Bihlmeyer, Tüchler, ebd., S. 510.)

Oder denken wir an den Genozid an den Armeniern in der Türkei, bei welchem praktisch ein ganzes Volk, welches eines der ältesten christlichen Völker ist, regelrecht entwurzelt wurde: die Kirchen geschlossen, der Klerus und die Gläubigen vertrieben oder umgebracht! Und wer von der heutige Presse bzw. von den anderen Massenmedien bringt die gerade jetzt, in unserer Gegenwart stattfindenden Christenverfolgungen im Sudan oder in manchen anderen moslemischen Ländern groß heraus bzw. interessiert sich überhaupt dafür, wo doch z.B. auf Konversionen zum Christentum die Todesstrafe steht und die betreffenden Neuchristen für vogelfrei erklärt werden?

Man hört ja heute viel darüber, welches Unrecht jüdischen Menschen unter Hitler angetan wurde. Ja, dies ist eine historische Tatsache, auch wenn man über so manche Zahlen diskutieren und über die Beteiligung anderer Mächte an diesen traurigen Ereignissen sprechen müsste. Aber selten, immer seltener vernimmt man etwas darüber, dass nicht nur Juden, sondern auch Christen und Katholiken (!) unter dem nationalsozialistischen System zu leiden hatten. Wie viele Priester und Gläubige saßen ebenfalls im KZ, weil sie nicht zum Unrecht schweigen konnten. Allein bei den katholischen Priestern, die übrigens nicht das geringste mit dem Weltzionismus zu tun hatten, handelt es sich dabei um einige Tausend! Wie viele von ihnen verloren ebenfalls ihr Leben. Und dann noch die übrigen zahlreichen Repressalien gegen die katholische Kirche und ihre Gläubigen...

Aber nichts von alledem (oder wenigstens dergleichen) war im betreffenden Bericht des Deutschlandfunks zu vernehmen. Dies war richtig enttäuschend. Man hatte den Eindruck, als müssten die Christenverfolgungen, die ja zudem nicht selten von den geistigen Vätern der gegenwärtig herrschenden und die politisch-gesellschaftliche Meinung bildenden Kreise angezettelt und durchgeführt wurden, verschwiegen werden, als hätte es sie nicht gegeben, als müsste das Andenken dieser christlichen Martyrer nicht geehrt werden.

Nun ging aber die betreffende Radiosendung weiter - sie hatte ja erst begonnen. Wie wurde sie also nach dem einleitenden Bericht über die gehässigen Äußerungen jenes jüdischen Journalisten in Budapest fortgesetzt? Man berichtete zunächst über Demonstrationen in Ungarn, auf welchen die Menschen ihrer Empörung über die betreffenden Äußerungen Ausdruck verliehen, Kreuze in den Händen gehalten und diese in die Höhe gestreckt hätten. Dabei wurde dies in einem solchen Ton berichtet, dass diesen ungarischen und christlichen Demonstranten daraus frecherweise deutlich ein Vorwurf (!) gemacht wurde. Und dann ging die Sendung insgesamt zum Thema über: „Antisemitismus in den Ländern des ehemaligen Ostblocks“, worüber dann noch eine ganze Weile bis zum Ende dieser Sendung gesprochen wurde!

Wenn man Zeuge einer solchen offenkundigen Pervertierung wird, dann stockt einem regelrecht der Atem. Statt vielleicht auch einmal objektiv (nicht polemisch!) zu berichten, dass sich v.a. in den bolschewistischen Sowjets, in welchen sich ja die Verantwortlichen für die furchtbare Christenverfolgung in Russland befanden, überdurchschnittlich viele Menschen jüdischer Nationalität befanden, auf welche historische Wahrheit ja vor einem Jahr indirekt der Bundestagsabgeordnete M. Homann verwies, und was ja auf der Linie der Einleitung der betreffenden Sendung des Deutschlandfunks gelegen hätte, stellt es sich heraus, dass die Christen (und hier v.a. die Katholiken) anscheinend Menschen zweiter Klasse seien, deren Leid nicht so viel wiegt wie das mancher anderer Menschen, und die darüber hinaus sogar für fast alles Elend dieser Welt verantwortlich seien. Gerade um der Gerechtigkeit und der historischen Sachlichkeit willen hätte man auch und gerade in dieser Sendung nicht ihren Leidensweg im Lauf der Geschichte der letzten zwei Jahrtausende unterdrücken dürfen!

Ja, es gab zahlreiche und furchtbare Christenverfolgungen, wer auch immer sich für sie vor Gott und der Geschichte verantworten muss. Seit einem knappen halben Jahrhundert sind wir aber auch Zeugen einer anderen, viel gefährlicheren (weil subtileren) Kirchenverfolgung, bei welcher nicht gerade Blut vergossen wird wie sonst üblicherweise. Nein, bei dieser besonderen Art der Kirchenverfolgung geht es um die Vernichtung der Kirche und des Christentums mittels der Aushöhlung und Verdrehung der Inhalte des christlich-katholischen und vom Gottmenschen Jesus Christus offenbarten Glaubens! Es wird die Kirche hier nicht in der Art angegriffen, dass die Gläubigen unter Androhung der physischen Gewalt zum Verzicht der Religionsausübung und dann schlussendlich zur Aufgabe der Religion selbst gezwungen würden.

Nein, in diesem Fall geht es um den schicksalhaften Pakt, um die unheilige Allianz der Verantwortlichen der „Konzilskirche“ (und der anderen „Kirchen“) mit jenen Kräften, die teilweise schon in der Heiligen Schrift als Mächte der Finsternis bezeichnet werden (vgl. Lk 22,53) und die in den früheren Jahrhunderten und Jahrzehnten die Kirche physisch vernichten bzw. ihrer eigenen Herrschaft unterjochen wollten! Denn wie ist es denn sonst zu verstehen und zu erklären, dass fast alle Prinzipien, die bis dahin in der katholischen Kirche gegolten haben, lächerlich gemacht und über Bord geworfen wurden, und statt dessen jene liberalen und modernistischen, gottverleugnenden und menschenverherrlichenden und schlussendlich freimaurerisch-antichristlichen Grundsätze unter viel Getöse eingeführt werden, die die Kirche früher schärftens verurteilt hat und die das Ende einer gesunden katholischen Religiosität bedeuten!

Es möge also jeder selbst beurteilen, wie die vielaussagende Tatsache zu bewerten ist (um nur ein Beispiel anzufügen), dass Johannes Paul II. bald nach dem so genannten interreligiösen Gebetstreffen in Assisi 1986 im Vatikan Vertreter der jüdischen Freimaurerloge B`nai-B`rit empfangen und ihnen ausdrücklich für die Unterstützung bei der Durchführung dieses Treffens in der Stadt des hl. Franziskus gedankt hatte, bei welchem ja das Christentum praktisch auf dieselbe Stufe wie alle anderen nichtchristlichen Religionen gestellt und somit seines einzigartigen im Glauben an Jesus Christus als den göttlichen Erlöser und den einzigen Mittler zwischen Gott und dem Menschen innewohnenden seligmachenden Charakters beraubt wurde! In Anlehnung an ein bekanntes deutsches Sprichwort kann man hier hinzufügen, man sage, mit wem jemand kooperiere, und dann würde man auch sagen können, wer der Betreffende selber sei!


P. Eugen Rissling

 

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