Die positive Offenbarung Gottes


Wenn man die Frage stellen wollte, wie viel Wissen unsere gegenwärtige Generation über die christlich-katholische Religion besitzt, dann würde das Ergebnis dieser Untersuchung wohl ziemlich negativ ausfallen. Sicherlich hat man noch vor einigen Jahrzehnten, bevor nämlich die verderblichen und breit angelegten modernistischen „Reformen“ die Köpfe zahlreicher Gläubigen in massiver Form geistig zu verpesten begannen, in der Bevölkerung mehr gewusst, was denn das Spezifische des christlichen Glaubens ist, wodurch er sich von den anderen Religionen unterscheidet und aus ihrer Reihe herausragt. Und heute wissen es oft nicht einmal die den Kirchenbesuch praktizierenden Katholiken selbst, was denn das wesentliche Element des christlichen Glaubens ist, was seinen fundamentalen Kern ausmacht, ohne welchen nämlich das Christentum zur rein menschlichen Lehre degenerieren und somit auch seinen einmaligen Stellenwert in der heilsgeschichtlichen Ordnung verlieren würde!

Und auch insgesamt geht die Tendenz in der modernen Theologie und in der heutigen offiziellen so genannten „Glaubensverkündigung“ dahin, dass vertreten wird, „Gott“ sei ein dem Menschen letztendlich doch weitestgehend unbekanntes Wesen, ja sogar ein für ihn gänzlich unzugängliches Etwas. Und weil dieser „Gott“ für uns, Menschen, somit auch grundsätzlich nicht erkennbar sei, zeige er sich lediglich in den verschiedenen Religionen an, die die Menschheitsgeschichte hervorgebracht habe. Und zwar geschehe dieses Zum-Vorschein-Kommen „Gottes“ in allen Religionen und Lebensphilosophien gleichermaßen, ohne dass die eine Religion unbedingt einen entscheidenden qualitativen Vorzug vor einen anderen habe, wobei natürlich dieses An-Den-Tag-Treten „Gottes“ immer nur ein gänzlich verschleiertes Bild „Gottes“ sei, welches mehr einem Rätsel gleichkommt als einer klaren Offenbarung bzw. einer eindeutigen Willenbekundung Gottes.

Daraus wird dann auch wie selbstverständlich schlussgefolgert, dass es letztlich völlig unerheblich sei, welcher Religion man angehöre, welche man vertrete, ob die christliche oder eine der nichtchristlich-monotheistischen, eine heidnische und pantheistische. Denn alle diese Religionen würden ja bloß eine der verschiedentlich möglichen (!) Sichtweisen von jenem „göttlichen“ Etwas zur Sprache bringen und erläutern, ohne dass da natürlich irgendein geringster Anspruch auf Wahrheit erhoben werden könnte und dürfte. Es werde ja in allen Religionen „derselbe Gott verehrt“, ob man nun ein Christ, Jude oder Moslem ist, was zu behaupten z.B. Johannes Paul II. niemals müde wird. Die Hauptsache sei, man „glaube“ nur irgendwie an „Gott“, was auch immer, welcher Inhalt auch immer sich unter diesem Begriff verberge. Gehe ja nach Johannes Paul II. „die feste Überzeugung der Bekenner nichtchristlicher Religionen aus dem Heiligen Geist hervor“ (Redemptor Hominis)!

Nun, das christlich-katholische Gottesbild kennt zunächst die natürliche Offenbarung Gottes. Das heißt, dass jeder Mensch, gleich welchen Alters und Geschlechts, gleich welcher Hautfarbe und Religion, gleich welcher Lebenserfahrung und welches kulturellen Hintergrunds grundsätzlich in der Lage ist, „den einen und wahren Gott, unseren Herrn und Schöpfer durch das, was erschaffen worden ist, mit dem natürlichen Licht der menschlichen Erkenntnis sicher zu erkennen“ (Vatikanum I, Sessio III, De revelatione, can. 1; DZ 1806, 1). Der Grund hierfür wird von der katholischen Dogmatik in der Tatsache gesehen, dass Gott den Menschen ja mit Verstand, mit einer Vernunftseele ausgestattet hat, dass wir alle - wie es das Alte Testament formuliert - ausdrücklich als Gottes „Ebenbild“, „als Sein Abbild“ erschaffen worden sind (Gen 1,26f).

„Die Definition gilt von der menschlichen Vernunft allgemein, ob der Mensch nun im reinen Naturzustand ist oder in einem anderen Zustand, z.B. dem jetzigen. [...] Die Sicherheit der Erkenntnis wird als wirkliche Sicherheit im Gegensatz zu einer bloß wahrscheinlichen Meinung bezeichnet. [...] Inhaltlicher Gegenstand der definierten Erkenntnis ist sicher die Existenz Gottes und eine solche Erkenntnis seines Wesens, durch die Er als einziger und wahrer Gott erkannt wird, der von der Welt real verschieden ist, dem als höchstem persönlichen Wesen Verehrung gebührt und Gehorsam in der Beobachtung der moralischen Ordnung zu leisten ist“ (Pohle, J., Lehrbuch der Dogmatik. Verlag Ferdinand Schöningh 1952, Band I, S.118).

Dabei stützt sich dieses 1. Vatikanische Konzil in seinen Ausführungen auf den hl. Apostel Paulus, der in seinem Brief an die Römer von den Heiden schreibt: „Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbar über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die durch ihre Ungerechtigkeit die Wahrheit [Gottes] unterdrücken. Denn was von Gott erkennbar ist, das ist ihnen offenbar. Gott hat es ihnen geoffenbart. Lässt sich doch Sein unsichtbares Wesen mit dem Auge des Geistes wahrnehmen: Seine ewige Macht wie Seine Göttlichkeit. Darum sind sie nicht zu entschuldigen. Obwohl sie nämlich Gott kannten, haben sie Ihn doch nicht als Gott verehrt noch Ihm gedankt“ (Röm 1,18-21); „Wenn die Heiden, die das Gesetz nicht haben, aus natürlichem Antrieb die Forderungen des Gesetzes erfüllen, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz. Sie zeigen damit, dass der Kern des Gesetzes in ihr Herz geschrieben ist. Ihr Gewissen bezeugt es ihnen und die Gedanken, die einander anklagen oder verteidigen“ (Röm 2,14f).

Somit kann im Prinzip jeder Mensch, der zum Gebrauch der Vernunft gelangt, Gott auch und gerade als die höchste moralische Instanz erkennen! Und zwar wird diese Erkenntnis mit dem natürlichen, uns als Menschen innewohnenden „Auge des Geistes“ vollzogen. Und auch die Nichtchristen, die Heiden sind dazu grundsätzlich in der Lage. Allerdings erkennen sie den einzigen wahren Gott, sofern sie dies natürlich tun, nicht wegen, sondern trotz (!) ihrer Anhänglichkeit an die falschen Götzen, unabhängig von ihrem offiziellen Bekenntnis zu ihren nichtchristlichen Religionen!

Daraus erwächst dann aber auch für alle Menschen auf dieser Welt die Verantwortung für ihr eigenes Tun und Lassen, für ihre Gedanken, Worte und Werke. Niemand kann sich somit rechtens eine Art Dispens vom moralischen Handeln geben, sich sozusagen gänzlich entbunden fühlen vom sittlichen Gebot Gottes, welches ja nach den obigen Worten des hl. Paulus sogar in unser „Herz geschrieben ist“. Auch wenn in diesem Zusammenhang natürlich nicht verschwiegen werden soll, dass z.B. die Frage der Erziehung ebenfalls einen enormen Einfluss auf die Frage nach der Gewissenbildung, nach der moralischen Sensibilität eines heranwachsenden Menschen besitzt. Aber trotzdem kann sich auch ein in moralischer Hinsicht eventuell verzogener Mensch nicht gänzlich vom so genannten moralischen Imperativ Gottes frei machen!

 Mit der Erwähnung dieser so genannten natürlichen Gotteserkenntnis erschöpft sich aber die Frage nach der Erkenntnis Gottes durch den Menschen noch lange nicht, ist sie noch nicht hinreichend behandelt. Denn sonst würde man, verbleibt man auf dieser Stufe, das ganz konkrete Eingreifen Gottes in die Welt- und Menschheitsgeschichte außer Acht lassen und somit einen wesentlichen Teil der Erkenntnisfrage missachten! Und dies würde automatisch zur inhaltlichen Verzerrung des tatsächlichen Gottesbildes führen.

Denn gerade wenn man erkennt, dass Gott das höchste moralische Wesen ist, dass Er ohne jegliche Einschränkung gut, dass Er heilig ist, dann wird man ja schon hier daran erinnert, dass es das Wesen einer jeglichen sittlichen Liebe ist, sich mitzuteilen. Denn eine Liebe, die nicht will, dass möglichst alle diese Liebe haben, ist keine wahre sittliche Liebe! Und wenn Gott sogar die absolute sittliche Liebe ist, dann liegt die Schlussfolgerung nahe, dann ist die theoretische Möglichkeit gegeben, dass Er sich auch auf eine andere, etwas konkretere Weise in der Menschheitsgeschichte manifestieren könnte als nur im menschlichen Geist.

Und auch tatsächlich ist es der Hauptinhalt der christlichen Religion, ohne welchen sie nicht das wäre, was sie ist, dass sich nämlich Gott in dieser konkreten Welt durch Seinen Eingeborenen Sohn Jesus Christus offenbart hat und durch Ihn zu uns gesprochen hat! Gleich zu Beginn des Hebräerbriefes heißt es vielerklärend: „Auf vielfache und mannigfaltige Weise hat Gott vor Zeiten durch die Propheten zu den Vätern gesprochen. In dieser Endzeit hat Er durch Seinen Sohn zu uns gesprochen. Ihn hat Er zum Erben über das All eingesetzt. Durch Ihn hat Er auch die Welt erschaffen. Er ist der Abglanz Seiner Herrlichkeit und das Abbild Seines Wesens. Er trägt das All durch Sein gewaltiges Wort. Er hat die Erlösung von den Sünden vollbracht und sich dann zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt“ (Hebr 1,1-3). Und dieses „Sprechen“ Gottes in Jesus Christus, d.h. sowohl Christi sittliche Lehren als auch Sein Heilswirken durch Sein stellvertretendes Leiden und Sterben, wird in der katholischen Theologie mit dem Begriff „positiven Offenbarung Gottes“ bezeichnet.

Zunächst verweist dieser inspirierte Text auf die Tatsache, dass die konkrete Offenbarung Gottes bereits im Alten Testament begonnen hatte, da ja dort Gott „durch die Propheten zu den Vätern gesprochen“ hat. Aber dies alles war noch ziemlich unvollkommen und weitestgehend unzulänglich. Der Alte Bund sollte gleich der Rolle des Johannes des Täufers letztendlich bloß auf die „Fülle der Zeit“, in welcher „Gott Seinen Sohn“ senden sollte (Gal 4,4), auf den „Neuen Bund in Meinem Blut“ (Lk 22,20) hinweisen und die Menschen auf und für den Erlöser Jesus Christus vorbereiten!

Und erst die Menschwerdung Gottes selbst in der Krippe zu Bethlehem brachte jene „Endzeit“, in welcher „Er selbst“ gekommen ist, uns „zu erlösen“ (vgl. Is 35,4). Erst in und mit dem Neuen (und ewigen!) Bund, also mit dem Christentum, begann die wahre Gnadenzeit, in welcher die positive Offenbarung Gottes ihren vollen Umfang annahm und den absoluten Höhepunkt der Zuwendung Gottes an den Menschen darstellt!

So führt auch Paulus in seinem Brief an Titus aus: „Erschienen ist allen Menschen die Gnade Gottes, unseres Erlösers..., unseres Heilandes Jesus Christus, der Sich selbst für uns hingegeben hat, um uns von aller Ungerechtigkeit zu erlösen und uns zu einem Volk zu reinigen, das Ihm wohlgefällig ist und eifrig in guten Werken“ (Tit 2,11-14); „Erschienen ist die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Heilandes. Nicht wegen der Werke der Gerechtigkeit, die wir getan, sondern nach Seinem Erbarmen hat Er uns errettet durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung im Heiligen Geiste. Diesen hat Er in reichem Maß über uns ausgegossen durch Jesus Christus, unseren Heiland, damit wir, durch dessen Gnade gerechtfertigt, Erben des ewigen Lebens werden, das wir erhoffen: in Christus Jesus, unserem Herrn“ (Tit 3,4-7).

Wir könnten viel über Gott philosophieren, über Sein Wesen und über Seine sittliche Beschaffenheit diskutieren, aber gewissermaßen erst das Leben Jesu Christi hier auf Erden und Sein historisches Wirken in Palästina vor ca. 2000 Jahren bieten uns konkrete Anschauungsbeispiele und eine nicht mehr zu übertreffende Bestätigung der ganzen Wahrheit Gottes! Wenn wir also „mit dem Auge des Geistes“ erkennen, wer und wie der einzig wahre Gott ist, dann erblicken wir in der Person Jesu Christi die konkrete historische Fülle dieser hohen Einsichten.

Wenn z.B. Blinde von Jesus das Augenlicht zurückgeschenkt bekamen und Lahme wieder gehen konnten, wenn Aussätzige und andere Kranken von ihren teilweise furchtbaren Krankheiten geheilt wurden und Taube erneut zu hören imstande waren, wenn Tote wieder zum Leben erweckt und „Armen die Frohbotschaft verkündigt“ wurde (vgl. Mt 11,5), dann ist hier auf leicht wahrnehmbare Weise „allen Menschen die Gnade Gottes, unseres Erlösers, erschienen“, d.h. mit unseren äußeren Sinnen vernehmbar, sichtbar geworden! Und die von diesen und auch allen anderen Wundern und Wohltaten Christi betroffenen Menschen haben sozusagen am eigenen Leib „die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes“ erlebt - sie haben diese göttliche Güte in ihrem Leben selbst ganz konkret erfahren und bedurften dann wohl kaum weiterer, theoretischer „Beweise“.

Wenn wir uns erinnern, wie bereitwillig Er dem Gelähmten die Sünden vergab (vgl. Mt 9,2-8), wie sehr Er die „stadtbekannte Sünderin“ in Schutz nahm, die voll Reue weinend Seine Füße mit ihren Tränen benetzte, mit den Haaren ihres Hauptes abtrocknete, küsste und mit Salböl salbte, um ihr dann anschließend ebenfalls ihre sittlichen Vergehen zu verzeihen (vgl. Lk 8,36-50), wie geradezu majestätisch Er dem sein vor Gott begangenes Unrecht aufrichtig eingestehenden Schächer am Kreuz die Schuld erließ und ihm sogar verhieß, „heute noch ... bei Mir im Paradies zu sein“ (vgl. (Lk 23,39-43), dann erfahren wir hier auf eine ganz konkrete Art und Weise, was es heißt, dass Gott barmherzig ist und Sich voll Erbarmen dem reuigen Sünder zuwendet!

Und wenn wir dann vor allem sehen, wie viel Leid und Elend Jesus zu unserem Heil am Kreuz erduldet hatte, wenn wir aufrichtig beherzigen, welche furchtbare seelische wie körperliche Pein Er aus freien Stücken uns zuliebe durchlitten hatte, wenn wir verinnerlichen, welchen enorm hohen Preis unserer Erlösung Jesus zu zahlen bereit war, dann erkennen wir ebenfalls auf eine konkrete Weise, was es heißt, dass Gott absolut gut, dass Er die Liebe schlechthin ist und uns mit diesem unendlichen Reichtum Seines göttlichen Lebens beschenken möchte! Hier, in diesem gesamten konkret vollbrachten Heilswirken Christi offenbaren sich auf höchst anschauliche Weise die Liebe und Güte Gottes, Sein abgrundtiefes Mitleid und Mitempfinden mit dem armseligen und schuldbeladenen Menschengeschlecht!

Und der hl. Apostel Johannes, der Lieblingsjünger Christi, formuliert diese Wahrheit mit den Worten: „Daran haben wir die Liebe (Gottes) erkannt, dass Er Sein Leben für uns dahingegeben hat“ (1 Joh 3,16); „Gott ist ja die Liebe. Gottes Liebe hat sich an uns darin geoffenbart, dass Gott Seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch Ihn das Leben haben. Darin zeigt sich die Liebe: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern Er hat uns geliebt und Seinen Sohn als Sühnopfer für unsere Sünden gesandt“ (1 Joh 4,8-10). Und dies alles kulminiert gewissermaßen in dem einen Wort des Evangeliums: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16)!

Als Ergebnis dieser Ausführungen stellen wir nun zunächst fest, dass auf der einen Seite der Mensch Gott sehr wohl erkennen kann (mit dem einem jeden von uns angeborenen natürlichen Licht der Vernunft), und dass auf der anderen Seite dieser in unserem Geiste erkannte Gott uns nicht bloß irgendwie abstrakt geblieben ist, sondern in unserer ganz konkreten menschlichen Geschichte „Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat“ (Joh 1,14)!

Daraus folgt - und das ist entscheidend wichtig! -, dass die Menschen, die jene natürliche Gotteserkenntnis vollziehen und dann auch mit der Person und dem Wirken Jesu Christi in Berührung kommen, in diesem Jesus Christus zugleich auch jenen „einen und wahren Gott, unseren Herrn und Schöpfer“ (Vatikanum I.) erkennen und sich zu Ihm bekehren müssten! Denn Gott ist Gott: zwischen Gott an sich, dem Vater, und Seiner Offenbarung, dem Sohn, kann es ja keinen wesentlichen Unterschied geben!

Einen interessanten Beleg hierfür liefert der hl. Apostel Paulus in seiner Rede vor dem Areopag in Athen: „Denn als ich umherging und eure Heiligtümer betrachtete, fand ich auch einen Altar mit der Inschrift: Einem unbekannten Gott. Was ihr da verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch“ (Apg 17,23). Darauf folgt von Paulus ein vorsichtiges Hinführen seiner Athener Zuhörerschaft zu unserem Erlöser. Denn abschließend äußerte er noch: „Nun, Gott hat über die Zeiten, da man Ihn nicht kannte, hinweggesehen. Jetzt aber lässt Er den Menschen kundtun, sie sollen alle und überall sich bekehren. Denn Er hat einen Tag bestimmt, an dem Er die Welt in Gerechtigkeit richten wird durch einen Mann, den Er dazu bestellt und durch die Auferweckung von den Toten bei allen beglaubigt hat“ (Apg 17,30f)!
Und diese historische Tatsache der Menschwerdung Gottes und Seines „Sprechen“ zu uns in Seinem Eingeborenen Sohns Jesus Christus, der ja „der Abglanz Seiner Herrlichkeit und das Abbild Seines Wesens“ (Hebr 1, 3) ist, hat einen entscheidenden Einfluss auf die fundamentale Frage, die von uns eingangs angeschnitten wurde, Wer denn der eine wahre Gott sei und wie und wo Er denn heute „gefunden“ werden könne.

Zur unumstößlichen Grundwahrheit des authentischen christlich-katholischen Glaubens gehört somit auch, dass die Frage nach der Erkenntnis des einen wahren Gottes heute letztendlich vom Bekenntnis zu Jesus Christus als dem Sich offenbarenden Gott und als dem einzigen Erlöser des menschlichen Geschlechtes abhängt! Denn Er als der Eingeborene Sohn Gottes ist die Offenbarung des Vaters schlechthin: „Wer an Mich glaubt, der glaubt nicht an Mich, sondern an Den, Der Mich gesandt hat; und wer Mich sieht, der sieht Den, Der mich gesandt hat“ (Joh 12,44f); „Alle sollen den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt auch nicht den Vater, der Ihn gesandt hat“ (Joh 5,23)!

Man beachte dabei die Ausschließlichkeit des Glaubensbekenntnisses zu Jesus Christus, um den wahren Gott zu finden: „Niemand kennt den Sohn (in Seiner ganzen göttlichen Fülle - Anm.) als nur der Vater, und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und der, dem der Sohn es offenbaren will“ (Mt 11,27); „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als durch Mich. Wenn ihr Mich erkannt hättet, würdet ihr auch Meinen Vater kennen. Schon jetzt erkennt ihr Ihn und habt Ihn gesehen. ... Wer Mich gesehen hat, hat [auch] den Vater gesehen“ (Joh 14,6.9).

Wer aber Jesus Christus wissentlich und willentlich ablehnt (d.h. sofern er den wahren christlichen Glauben überhaupt vernommen hat), der lehnt auch den Vater, der lehnt Gott ab: „Wer anders ist der Lügner als der, der leugnet, dass Jesus der Messias ist? Das ist eben der Antichrist. Er leugnet den Vater und den Sohn. Wer den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater (1 Joh 2,22f)!

Daraus ergibt sich die fundamentale Überzeugung des christlichen Glaubens, dass außer in Jesus Christus „in keinem anderen das Heil ist. Denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir das Heil erlangen sollen“ (Apg 4,12)! Es gibt keinen Gott neben Jesus, es gibt keinen Gott „außerhalb“ oder unabhängig von Ihm! Er ist der Gott, der zu uns in unserem Geiste spricht, und der dann Mensch geworden und uns durch Sein stellvertretendes Leiden und Sterben das Heil gebracht hat! Also gibt es nur eine Religion, die als einzige die wahre Gotteserkenntnis vermittelt und somit als solche zu Recht den Absolutheitsanspruch erhebt - das authentische Christentum, die überlieferte katholische Religion!

P. Eugen Rissling



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