Die heidnischen Religionen

(Vgl. kreuz.net, Freitag, 30. März 2007) 
Bei der Generalaudienz am 21. März sprach Benedikt XVI. über den heiligen Märtyrer Justin und über die von Justin der griechischen Philosophie entlehnte Formulierung „Saatkorn des Wortes“, womit gewisse Aspekte der Wahrheit gemeint sind, welche sich auch bei Heiden finden können, da jeder Mensch als vernunftbegabtes Geschöpf auf Gott und die Wahrheit hingeordnet bleibt.

Das Alte Testament und die griechische Philosophie seien nach Justin wie die beiden Straßen, die zu Christus führen, betonte Benedikt und fuhr dann weiter:

„Die Gestalt und das Werk Justins bezeichnen gesamthaft eher die entschiedene Option der Urkirche für die Philosophie und für die Vernunft als für die Religion der Heiden.“

Justin habe eine unerbittliche Auseinandersetzung mit der heidnischen Religion und ihren Mythen geführt. Er habe sie als „teuflische Irreführungen“ auf dem Weg zur Wahrheit betrachtet.

Wenn man diese Aspekte und die Wirklichkeit der nicht-christlichen Religionen ernst nimmt, wird man eine einseitig positive Darstellung heidnischer Religionen, wie sie seit dem Vatikanum II unter Berufung auf die Aussagen des heiligen Justin weithin propagiert wird, kritisch beurteilen müssen. 

Denn im Hinblick auf die heidnischen Religionen, die sich in ihrem Wesen und in ihren Grundannahmen seit dem Urchristentum meist sehr deutlich als der Wahrheit entgegengesetzt zeigen, wird man nicht mit Joh. Paul II. einfach zur „Treue“ diesen Religionen gegenüber aufrufen und sagen können:

„Jede Religion lehrt die Überwindung des Bösen, den Einsatz für die Gerechtigkeit und die Annahme des anderen. Diese gemeinsame radikale Treue zu den jeweiligen religiösen Überlieferungen ist heute mehr denn je ein Erfordernis des Friedens" (Joh. Paul II. beim "Angelus" am 21. September 1986, vor dem interreligiösen Treffen in Assisi vom 27. Oktober 1986: Oggi, questa comune, radicale fedeltà alle rispettive tradizioni religiose è piu che mai un'esigenza della pace; vgl. Osserv. Romano, deutsch, 26. September 1986, S.1).

Auch wird man nicht ohne weiteren Kommentar behaupten können, dass "die starken religiösen Überzeugungen der Anhänger der nichtchristlichen Religionen ... vom Geist der Wahrheit hervorgehen" (Antritts-Enzyklika von Joh. Paul II., Redemptor Hominis I,6), oder dass auch die anderen Religionen als solche Wege zum Heil seien, wie es in der modernen „Theologie“ weithin geschieht. 

Kann man Nicht-Christen einfach dazu aufrufen, ihrer Religion im Ausland treu zu bleiben, wie es Joh. Paul II. am 17. November 1980 bei einer Ansprache vor muslimischen Gastarbeitern in Mainz getan hat? (Insegnamenti di Giovanni Paolo II., III,2, Vatikanstadt 1980, 1268). Oder ununterschieden so sprechen, als ob Nicht-Christen ihre Richtlinien von Gott selbst empfangen hätten: "Ihr seht, wie sehr sie sich bemühen, die von ihm (von Gott? Anm.) empfangenen Richtlinien durch den Gehorsam seinem Gesetz gegenüber in die Praxis zu übertragen" (Joh. Paul II. am 19. August 1985 in Casablanca, Osserv. Romano, deutsch, 4. Oktober 1985, S. 11)?

Es gibt also viel zu tun. Die Problematik solcher Aussagen betrifft schließlich nicht nur Joh. Paul II., sondern auch Benedikt XVI., solange er durch sein uneingeschränktes Lob für Joh. Paul II. sie ebenfalls zu billigen scheint.

Wir wissen nicht, wie Gott Seiner Kirche aus der Not unserer Tage helfen wird. Doch wir wissen, dass Er es tun wird, wenn Seine Zeit gekommen ist. Dazu braucht es aber auch eine klare Ausrichtung, entschiedenen Einsatz und unser Gebet. Bitten wir auch Maria und alle Engel und Heiligen! Nur die Liebe zu Jesus Christus und zur Wahrheit kann uns retten. Denn nur Er kann und wird über alle Irrtümer und Missverständnisse siegen, weil nur Er alle Zerrbilder der Wahrheit und des Guten in den Schatten stellt und durch Sein Licht im Heiligen Geist überwindet!


Thomas Ehrenberger

 

 

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