„Du bist Petrus. Und auf diesen Felsen will Ich Meine Kirche bauen“!


Die gewaltigen dogmatischen wie liturgischen „Reformen“, die nach dem Tod von Papst Pius XII. (und hier vor allem seit dem Vatikanum II.) innerhalb der so genannten „Konzilskirche“ ein- und durchgeführt wurden, haben den Widerspruch so mancher Gruppierung und religiösen Gemeinschaft hervorgerufen, die sich alle wie auch immer auf die traditionelle Lehre der katholischen Kirche berufen und somit auch ihre tiefe Unzufriedenheit mit dem vom neuen postkonziliaren Rom offiziell eingeschlagenen Richtungswechsel zum Ausdruck bringen. Man lehnt die gegenwärtig praktisch allgemein vorherrschenden Irrtümer des Modernismus und Liberalismus mehr oder weniger ab und bemüht sich um eine Art theologische Gegenwehr, ob diese nun gelingt oder nicht.

Und auch wenn den betreffenden Gläubigen ihre Liebe zum überlieferten katholischen Glauben im Prinzip nicht abzusprechen ist, so unterscheiden sich die verschiedenen theologischen Lösungsvorschläge teilweise doch ziemlich voneinander. Dabei besteht eines der hauptsächlichsten Unterscheidungsmerkmale darin, dass die einen trotz aller Kritik die „Konzilskirche“ doch noch als die wahre katholische Kirche ansehen und somit auch die „Päpste“ seit Johannes XXIII. als solche anerkennen, und die anderen eben nicht (mehr)!

Und einer der häufigsten Vorwürfe, welchen eben jene katholischen Bischöfe, Priester und Gläubige zu hören bekommen, die die modernistische „Konzilskirche“ aus Gewissens- und Glaubensgründen nicht als die wahre katholische Kirche und die Konzils- und postkonziliaren „Päpste“ nicht als wahre Hirten der katholischen Kirche anerkennen können und somit gegenwärtig vom Zustand der Sedisvakanz ausgehen (müssen), ist, dass sie sich gegen jenes Wort aus dem Mund Jesu versündigen würden, mit welchem Er den hl. Petrus und dessen Nachfolger auf dem Römischen Bischofsstuhl (und somit auf dem Papstthron) als Seine Stellvertreter auf Erden einsetzte und ihnen die oberste Hirtengewalt übertrug: „Du bist Petrus. Und auf diesen Felsen will Ich Meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was immer du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein“ (Mt 16,18f)! Somit werden diese Katholiken gern als nicht katholisch genug betrachtet bzw. nicht selten sogar als eine Sekte bezeichnet.

Aber wenden wir uns doch aus diesem Anlass dieser Äußerung Christi zu und versuchen wir, ihren eigentlichen Sinn zu verstehen. In demselben Matthäusevangelium, welchem sie ja entnommen ist, wird ab dem 8. Kapitel eine ganze Reihe von Wundern und Heilungen Jesu berichtet, zu deren Zeugen neben den Aposteln selbst meistens auch noch nicht wenige anderer Zeitgenossen Jesu zählten. Man denke dabei nur an die mehreren Tausend derer, die von Jesus in der Wüste durch die beiden wunderbaren Brotspeisungen gesättigt wurden (vgl. Mt 14,13-21; 15,29-39)!

Und da ist es selbstverständlich, dass sich die Menschen über Jesus unterhielten. Schon nachdem Jesus dem Sturm auf dem See Genezareth gebot, „sagten die Leute voll Staunen: ´Wer ist doch dieser? Selbst Sturm und See gehorchen Ihm ja!´“ (Mt 8,27). Und schon allein wegen des riesigen Aufsehens, welches der Auftritt Jesu in der Öffentlichkeit mit sich brachte, hat man im Volk ohne Zweifel vielfach über Ihn, Seine Person und Sendung diskutiert. Das ist ganz normal, zumal man ja den Messias erwartete, der dem Volk beistehen und es befreien sollte.

Und nun fragte auch Jesus Seine Jünger: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“ (Mt 16,13). Damit wollte Er sicherlich keine Meinungsumfrage starten, sondern lediglich die Aposteln prüfen, ob und was sie gegebenenfalls verstanden und begriffen haben. „Sie antworteten: ´Einige für Johannes den Täufer, andere für Elias, wieder andere für Jeremias oder sonst einen Propheten´“ (Mt 16,14). Johannes der Täufer erfreute sich wegen seines strengen Büßerlebens eines großen Ansehens im Volk; da dachten anscheinend einige, vielleicht sei dieser nach seiner Enthauptung (vgl. Mt 14,1-12; Mk 6,14-16) wieder auferstanden in der Gestalt Jesu. Ähnliches gilt für Elias, der doch in den Himmel entrückt wurde (vgl. 4 Kön 2,9-12), und von welchem man sein späteres Kommen erhoffte (Mal 3,23). Und auch Jeremias und die sonstigen Propheten waren gewaltige Sprachrohren Gottes, weshalb sie vom Volk sehr verehrt wurden.

Er fragte sie: „Ihr aber, für wen haltet Ihr Mich?“ Simon Petrus gab zur Antwort: „Du bist der Christus, Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16). Also hatte Petrus bereits verstanden, dass Jesus wesentlich mehr ist als Johannes der Täufer, welcher ja selbst Jesus für „mächtiger“ hielt als sich selbst und daraufhin ebenfalls bezeugte, dass er nicht einmal wert sei, Ihm „die Schuhe zu tragen“ (vgl. Mt 3,11). Und mit Elias, Jeremias und den anderen Propheten sei Jesus noch weniger zu vergleichen, denn nach den Worten Jesu selbst, welche ja Petrus ebenfalls vernahm, „ist kein größerer aufgetreten als Johannes der Täufer“ (Mt 11,11).

Somit bedeutet das feierliche Bekenntnis Petri, Jesus sei „Christus, Sohn des lebendigen Gottes“, dass dieser Apostel nicht nur die ganz besondere Beziehung und das einmalige Verhältnis Jesu zu Seinem himmlischen Vater erkannt haben musste, die weit über das übliche Verhältnis eines Menschen oder sogar eines Propheten zu Gott hinausgeht, sondern auch, dass er in Jesus letztendlich auch dessen Gottheit erblickt hatte! Bei den Streitgesprächen mit den Juden am Fest der Tempelweihe machten diese Jesus den Vorwurf, Er würde Gott lästern und sich für Gott ausgeben, (nur) weil Er sich als Sohn Gottes bezeichnete (vgl. Joh 10,22-38). Somit folgerte jeder Zeitgenosse Jesu, der sich in den Schriften und im Glauben des Alten Bundes auskannte, aus der Bezeichnung (auch Selbstbezeichnung) Jesu als „Sohn Gottes“ auf Seine göttliche Natur - „Sohn Gottes“ bedeutete damals praktisch so viel wie „Gott“: „Nicht wegen eines guten Werkes wollen wir Dich steinigen, sondern wegen der Gotteslästerung. Du [...] gibst Dich für Gott aus“ (Joh 10,33)!

Und die besondere und herausragende Bedeutung dieses Bekenntnisses Petri zu Jesus als dem „Sohn des lebendigen Gottes“ wird auch und gerade durch die anerkennenden Worte Christi unterstrichen: „Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas! Denn nicht Fleisch und Blut hat dir das geoffenbart, sondern Mein Vater im Himmel“ (Mt 16,17). Also wird hier der Wahrheitsgehalt dieses petrinischen Glaubensbekenntnisses von Jesus nicht nur einfach bestätigt, sondern darüber hinaus ausdrücklich als etwas bezeichnet, was auf eine ganz besondere Gnadeneingebung Gottes zurückzuführen sei! Wird ja Petrus von Jesus sogar als „selig“ bezeichnet, weil er eben dieser Regung Gottes folgte, die nicht auf „Fleisch und Blut“ zurückzuführen sei, also nur auf menschlichen Verstand, sondern auf göttliche Erleuchtung!

Daraus wird dann auch ersichtlich, wie genau Jesus Seine im Anschluss an das Bekenntnis Petri erfolgte Verheißung gemeint hat: „Und Ich sage dir nun: Du bist Petrus. Und auf diesen Felsen will Ich Meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was immer du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein“ (Mt 16,17f).

Es ist offensichtlich, dass diese Verheißung an Petrus nicht ohne einen inneren Bezug (!) auf sein zuvor erfolgtes Bekenntnis zu Jesus als dem „Sohn des lebendigen Gottes“ erging. Nicht Petrus als reine Privatperson soll der „Fels“, also das unerschütterliche Fundament für die Kirche Christi werden, sondern Petrus indem er sich zu Jesus als dem „Sohn des lebendigen Gottes“ bekennt! Nicht Petrus als ein Fischer aus Galiläa soll zur geistigen Grundlage werden, auf welcher die ganze Kirche von Christus aufgebaut wird, sondern Petrus in seiner Eigenschaft als Verkünder der Gottheit Christi! Bezeichnenderweise wird auch „Simon, Sohn des Jonas“ von Jesus in „Petrus“ (griech. petros = Fels) umbenannt, welcher Name nun eindeutig funktionale Bedeutung (!) besitzt. Und wenn er nun „petros“ heißt, dann muss er auch „petros“ sein, sich als ein solcher „petros“ bewähren!

Somit gehört dieses petrinische Bekenntnis wesentlich zur Definition des so genannten Petrusamtes und ist nicht mehr wegzudenken vom Verständnis des Amtes eines Papstes der katholischen Kirche. Und erst dieses unerschütterliche Festhalten an der von Petrus erkannten und verkündeten Wahrheit gewährt der Kirche das Charisma, nicht von den „Pforten der Hölle“ überwältigt zu werden. Und nur der (formale) Nachfolger des hl. Apostels auf dem Römischen Bischofssitz erfreut sich tatsächlich des Besitzes der „Schlüssel des Himmelreiches“ und somit der Binde- und Lösegewalt, welcher wie der erste Papst der Kirchengeschichte neben der Gottessohnschaft Jesu auch dessen Gottheit voll Überzeugung freimütig bekennt!

Es sei hier die Frage gestattet, wie denn Jesus reagiert hätte, wenn Petrus statt der besagten Antwort in Anspielung auf die heutigen Verhältnisse z.B. gesagt hätte: „Du bist ein großer und außergewöhnlicher Mann der Welt- und Religionsgeschichte und kommst darin anderen religiösen Führern bzw. Religionsstiftern gleich, die da heißen: Moses, Buddha, Mohammed usw.“; „Das, was Du, Jesus, verkündest, ist Gottes Wort, aber ihm stehen auch die Schriften des Talmud, des Koran oder auch der fernöstlichen bzw. zen-buddhistischen Mystik praktisch in nichts nach“; „Die Christen erfahren die Erlösung durch den Glauben an Dich, der Alte (unzulängliche wie vergängliche!) Bund aber bleibe nach wie vor bestehen und bringe somit auch nach Deinem stellvertretenden Leiden und Sterben den Juden das Heil. Auch die Moslems fänden dank des Islam, die Buddhisten dank des Buddhismus usw. zu Gott“!

Die Hand ans Herz: Wäre da von Jesus an Petrus dieselbe Verheißung vom Felsenfundament ergangen? Wohl kaum! Einen gewissen Vorgeschmack auf Seine mögliche Antwort bietet jene Passage aus dem Matthäusevangelium, die sich unmittelbar an die von uns hier behandelnde Stelle anschließt. Da fing Jesus an, „Seinen Jüngern klarzumachen, Er müsse nach Jerusalem gehen, vieles erleiden von Seiten der Ältesten, Hohenpriester und Schriftgelehrten, getötet werden und am dritten Tag auferstehen“. Und „Petrus zog Ihn zu sich, machte Ihm Vorhaltungen und sagte: ´Gott bewahre, Herr! Das soll Dir keinesfalls widerfahren!´ Er aber wandte sich um und sagte zu Petrus: ´Weg von Mir, Satan! Du bist Mir zum Ärgernis: du hältst es nicht mit Gott, sondern mit den Menschen´“ (Mt 16,21-23).

Petrus hat noch nicht am hochheiligen Pfingstfest, welches ja die Geburtsstunde der Kirche darstellt, die göttlich-inspirierende Gnade des Heiligen Geistes erfahren und ist somit noch nicht durch denselben göttlichen Geist gestärkt worden. Und dennoch wird er von Jesus in einem Ton angefahren, der nichts an Klarheit und Deutlichkeit zu wünschen übrig lässt. Gerade erhält er die erhabene und wirklich einmalige Verheißung, ihm würden die Schlüssel des Himmelreiches in die Hände gelegt, und nun wird er ganz direkt sogar als „Satan“ bezeichnet. Und warum? Weil seine Intervention, Jesus möge Sein schlimmer Tod erspart bleiben, letztendlich bedeutet hätte, hätte Jesus dem entsprochen, dass die Menschheit nicht durch den stellvertretenden Sühnetod Jesu Christi das Heil erfahren hätte und somit die einzelnen Menschen der Erlösungsmöglichkeit beraubt worden wären!

Petri Reaktion ist begründet durch seine wohlgemeinte Sorge um das Wohlergehen Jesu, den er inzwischen sehr lieb gewonnen hatte. Es lag ihm fern, das Heilswirken Christi zu verhindern und die Menschheit von der erlösenden Gnade des Gottessohnes abzuschneiden. Er wollte aufgrund reiner Liebe und aus lauter Mitleid nur nicht, dass Jesus etwas Schlimmes widerfahre, dass Er viel leiden und einen qualvollen Tod sterben müsse. Wie gesagt, sein Verstand wurde noch nicht von der Gnade des Heiligen Geistes erleuchtet!

Die offiziellen Vertreter der „Konzilskirche“ dagegen wissen ganz genau um die Bedeutung des hochheiligen Pfingstfestes und der siebenfältigen Gnade des Heiligen Geistes - die Urheber des Vatikanums II. und die Verursacher der unseligen postkonziliaren „Reformen“ haben (noch) alle das gültige Firmsakrament empfangen! Sie wissen bzw. müssten wenigstens ganz genau um die Tragweite dessen wissen, was sie tun und was es bedeutet, wenn sie z.B. die von den Päpsten der letzten Jahrhunderte feierlich verurteilten (!) Irrlehren der Religionsfreiheit, des Modernismus, Liberalismus oder auch Ökumenismus gutheißen und höchst aktiv zu deren Verbreitung beitragen! Sie können sich nicht dahinter verstecken, ihnen sei nicht bekannt, dass man z.B. unbedingt an Christus als den einzigen und göttlichen Erlöser glauben und getauft werden müsse, um das Heil erlangen zu können (vgl. Mk 16,16; Joh 3,3.5)!

Und wenn es Jesus schon bei Petrus für notwendig gehalten hat, die Sache klar beim Namen zu nennen, wie viel härter wird dann Sein Urteil bei den apostasierenden Häresiarchen der Gegenwart ausfallen? Das kann sich jeder selbst vorstellen. Hier geht es übrigens nicht um Rache oder sonstige niedere Beweggründe, sondern um Gerechtigkeit.

Jedenfalls zeigt die Analyse der Stelle Mt 16,13-19 überdeutlich, dass diese letztendlich das Heil in Jesus leugnenden Modernisten und Ökumeniker keinesfalls rechtens beanspruchen können, sie würden die wahre katholische Kirche darstellten, da sie doch Ideen und Lehren vertreten, die im klaren Widerspruch zum Bekenntnis Petri von der Gottessohnschaft, von der Gottheit Jesu stehen. Und auch die Konzils- und postkonziliaren „Päpste“ seit Johannes XXIII. sind keinesfalls berechtigt (im Sinne Christi nämlich!), den Anspruch auf das Felsenfundament zu erheben, da sie doch mit ihrer Abkehr vom überlieferten apostolischen Glauben der katholischen Kirche sowohl gegen die entsprechenden Lehren Christi verstoßen und wider Seine klaren Anordnungen handeln als auch dadurch das Heil der Gläubigen verhindern! Man denke dabei nur an die Verfälschung des hl. Messopfers und der meisten Sakramente, so dass nicht selten sogar auf die Ungültigkeit dieser „neuen“ Riten geschlossen werden muss. Und wer behaupten wollte, dies alles habe keine Auswirkungen auf das ewige Heil der unsterblichen Seelen, der würde mit der Blindheit des Unglaubens beschlagen sein.

Somit muss man heute um des christlich-katholischen Glaubens willen unbedingt auf diese wichtigen Zusammenhänge hinweisen und auch die entsprechenden sich oft von selbst einstellenden Konsequenzen auflisten, so unbequem sie für so viele der offiziellen Katholiken auch sein mögen. Man darf auch nicht aus Gründen der falschen Rücksicht bzw. einer verderblichen Taktik (wie so manche der „traditionalistischen“ Brüderschaften) die Wahrheit Christi im eigenwilligen und allzu menschlichen Sinn verzerren und somit das Licht und des Evangeliums vermindern bzw. verdunkeln. Dies alles würde sich dann ebenfalls bitter rächen.

Wollen wir uns also um das feste Glaubensbekenntnis unseres ersten Papstes scharen, für welche Wahrheit er auch bereit war, sich jahrzehntelang abzumühen und an seinem Lebensende sogar sein Blut zu vergießen: „Du bist der Christus, Sohn des lebendigen Gottes“! Und wenn wir in der treuen Nachfolge der Apostel, also der katholischen Kirche aller Zeiten, stehen (oder uns zu ihr aus Unglauben, Häresie oder Schisma bekehrt haben), dann stehen wir auf dem geistigen Fundament, auf welchem Jesus Christus Seine Kirche gebaut hat (und gewissermaßen auch fortwährend baut). Dann sind wir die Kirche, für die die Verheißung Christi gilt: „Und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“; dann ist sie die einzige wahre Heils-Institution (die nicht erst [wieder-]errichtet werden müsste!), welche sowohl Gott die Ihm gebührende Ehre gibt als auch den Menschen das Heil in Jesus Christus vermittelt!


P. Eugen Rissling


 

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