Kehrt das neue modernistische Rom demnächst zur Tradition um?

Kaum ist Joseph Ratzinger im April 2005 zum “Papst”, dem Leiter der offiziellen Konzilskirche, gewählt worden, erfasste eine seltsame Euphorie manche so genannte konservative Kreise innerhalb der “katholischen” Amtskirche. Da man Ratzinger, der sich seitdem Benedikt XVI. nennt, für einen “Konservativen” hält, drückte man die Hoffnung aus, dass innerhalb der Amtskirche demnächst insgesamt ein klarer und nennenswerter Umschwung in Richtung des überlieferten Glaubens und der kirchlichen Tradition vollzogen werden würde. 

Insbesondere wartet man seitdem verstärkt auf die viel leichtere Zulassung des überlieferten Römischen Messritus innerhalb der Amtskirche als es bisher der Fall (gewesen) ist. In den kühnsten der entsprechenden Träume ist sogar die Rede von einer mehr oder weniger flächendeckenden Wiedereinführung dieser lateinischen “alten” Messe. 

Genährt wurde diese Hoffnung auch durch den Umstand, dass Joseph Ratzinger in den Medien zuvor als ein “Erzkonservativer” bzw. als “Panzer-Kardinal” verschrien wurde. Man warf ihm seitens dieser Medien Rückschrittlichkeit vor bzw., dass er mit seinen bei bestimmten Anlässen geäußerten Ansichten und getroffenen Entscheidungen in der einen oder anderen der aktuellen kirchlichen, theologischen oder moralischen Fragen “die Uhren zurückstellen” und manche der “Errungenschaften” zurücknehmen wollte. 

Besonders aber ruhte in den mit der Amtskirche wie auch immer verbundenen “konservativen Kreisen” die Hoffnung auf Ratzinger, weil er vor mehreren Jahren Kritik an den nach dem Vatikanum II. durchgeführten liturgischen “Neuerungen” geübt und fast von einer Art Notwendigkeit der Reform der betreffenden liturgischen “Reformen” gesprochen hatte. So meinte auch ein Seminarist der Petrus-Bruderschaft aus Wigratzbad bei einer zufälligen Begegnung mit mir vor einigen Jahren, dass er selbst in Fragen der Liturgie eben (doch lieber) auf das Kommen einer solchen “Reform der Reform” hoffen würde. 

Und zuletzt wurde im Vatikan vor einigen Monaten angeordnet, dass die Worte des “Einsetzungsberichts” über den Kelch, wie ja die Wandlung jetzt offiziell heißt, in den künftig zu druckenden volkssprachlichen Missalia des “Novus Ordo Missae” überall heißen müssen: “...für euch und für viele...” (und nicht mehr: “...für alle...”). Damit würde man ja in dieser Frage tatsächlich sowohl zu den biblischen Quellen als auch zur einhelligen liturgischen Tradition der katholischen Kirche zurückkehren. 

Ist also davon auszugehen bzw. berechtigterweise damit zu rechnen, dass die “Konzilskirche” unter Benedikt XVI. demnächst tatsächlich eine radikale Kehrtwende macht, seine gewaltigen Irrtümer erkennt und bereut, sich daraufhin von den verderblichen Bewegungen des Modernismus, Ökumenismus, Liberalismus usw. entschieden lossagt und (wieder) im eigentlichen und besten Sinne des Wortes katholisch wird? 

Nun, Joseph Ratzinger war während des Vatikanums II. Peritus (theologischer Berater) des sehr wohl sehr “fortschrittlich” gesinnten damaligen Kölner Kardinals Frings. Und nicht nur in dieser Eigenschaft, sondern auch allgemein als einflussreicher Theologe und namhafter Theologieprofessor hat er höchst aktiv zur vielschichtigen Einführung des modernistischen Gedankenguts in den offiziellen Katholizismus und somit auch zur Vernichtung des überlieferten katholischen Glaubensschatzes, der apostolischen Liturgie und der heiligen Kirche beigetragen! Jedenfalls wäre früher niemand auf den Gedanken gekommen, ihn als “konservativ” oder “fundamentalistisch” einzustufen - das Gegenteil war der Fall! 

Nun könnte man sagen, ein jeder Mensch könne ja umkehren und sich bekehren. Richtig! Nur war von Joseph Ratzinger danach nie wenigstens ein Wort des Bedauerns über die entsprechenden persönlich begangenen Fehler geschweige denn Sätze des Widerrufs von verbreiteten theologischen Irrtümern zu vernehmen gewesen. Und solche Irrtümer gab es (und gibt es nach wie vor) einige! 

Es ist auch nicht automatisch auszuschließen, dass er dann später, insbesonders als er 1977 zum Erzbischof von Freising-München ernannt und 1981 in den Vatikan als Präfekt der Glaubenskongregation berufen wurde und es somit als “Seelsorger” viel konkreter mit den tragischen Folgen jener “Reformen” in den Seelen der Gläubigen zu tun bekam, zur Einsicht kam, er und viele seiner Kollegen seien bisher von einem geradezu krankhaften “Übereifer” beim “Modernisieren” des Glaubens und der Kirche beseelt gewesen. Und vielleicht veranlasste ihn daraufhin eine solche oder ähnliche Erkenntnis etwa sowohl zur Besinnung auf manche der überlieferten Glaubenswerte als auch zu einer etwas moderateren Einstellung bei der Durchführung des eingeschlagenen Weges der verschiedenen “Reformen” und “Neuerungen”. 

Jedenfalls vertreten sowohl Joseph Ratzinger (gerade jetzt als “Benedikt XVI.”) als auch der Vatikan samt seiner Vertreter (auch nach April 2005) immer noch eine ganze Reihe von theologischen Irrtümern, die im klaren Widerspruch zur überlieferten katholischen Glaubenslehre stehen! (Darauf wurde auch in unseren Veröffentlichungen der letzen beiden Jahre wiederholt hingewiesen.) Sogar die eifrigsten Fans von Ratzinger innerhalb der amtlich-kirchlichen “konservativen Kreise” der Gegenwart widersprechen einer solchen Feststellung nicht! 

Und nach Jahren, ja sogar mehreren Jahrzehnten eines allgemeinen “wilden” Modernismus und “Modernisierens” erscheint der nun in manchen Fragen vielleicht doch etwas moderatere Modernismus des späten Joseph Ratzinger vielen der konservativen Gläubigen psychologisch gesehen schon geradezu wie eine Oase in der Wüste, als ein Zeichen geistiger Wiederbelebung. Denn jemand, der lange überhaupt kein Wasser hatte und somit akut am verdursten ist, kommt jedes Wasser wie ein großes Geschenk und eine richtige Wohltat vor, auch wenn dieses Wasser über seinen äußeren Schein hinaus mit gefährlichen Stoffen versetzt und somit schwerste bis lebensgefährliche Erkrankungen hervorrufend sein sollte! 

Daran ändert dann letztendlich auch nichts, dass Benedikt XVI. in manchen Punkten tatsächlich eindeutig katholische Positionen vertritt (so z.B. in der Frage der Abtreibung oder des priesterlichen Zölibats). Das ist an sich natürlich gut und zu begrüßen, ändert aber insgesamt dennoch nicht entscheidend etwas daran, dass er im Prinzip doch mehr oder weniger im Denken des Vatikanums II. und der postkonziliaren “Reformen” verhaftet ist. Bezeichnenderweise existiert auch in der Glaubenswelt von Joseph Ratzinger die Zeit vor Johannes XXIII. und dem Vatikanum II. praktisch nicht so richtig. Dies wird auch daraus ersichtlich, dass fast ausschließlich nur auf “Päpste” und “Verlautbarungen” aus der Zeit nach 1958 verwiesen wird. 

Und vergessen wir dabei nicht, dass auch so manche der früheren “Neuerer”, “Reformatoren” und “Modernisierer” (so z.B. Luther, Zwingli und Kalvin) auch nicht bei jedem aus ihrem Mund kommenden Wort die christlich-offenbarte Wahrheit geleugnet haben - in einer gewissen Reihe von Dingen haben sie, wie wohl jeder Mensch, ebenfalls etwas Richtiges und an sich Brauchbares von sich gegeben. Sollten sie aber von uns, den Katholiken, allein deswegen schon als rechtgläubig eingestuft werden? 

Zudem war Joseph Ratzinger seit 1981 unter Johannes Paul II. Präfekt der Glaubenskongregation. Somit hatte er in dieser an sich sehr hohen und einflussreichen Amtsstellung viel Zeit (24 Jahre lang!) und beste Gelegenheit, die “Reform der Reform” ernsthaft in die Wege zu leiten und nachhaltig zu fördern. War er ja in diesem Amt der höchste Glaubenshüter innerhalb der Konzilskirche und auch praktisch die “rechte Hand” von Karol Wojtyla, wobei doch heute alle davon sprechen (und er selbst es wiederholt öffentlich bestätigt hat), wie wunderbar sich die beiden persönlich verstanden hätten. 

Ist da etwas Nennenswertes geschehen? Nein! Was von ihm in dieser Hinsicht durchgesetzt wurde, war lediglich das Rügen und der Lehrentzug von einigen der ganz extremen, eben “wilden”, Modernisten. Und diese “Superleistung” kann letztendlich kaum anders als mit dem Wort “lächerlich” umschrieben werden! Auf der anderen Seite aber wurde das seit 1958 offiziell sanktionierte modernistisch-liberale Gedankengut weiterhin praktisch ungehindert unter das Volk gebracht, wobei es in den Seelen der Gläubigen großen bis größten Schaden angerichtet hat und weiterhin anrichtet! 

Ja, in der Frage nach der Ausstellung eines Scheines nach der Schwangerenkonfliktberatung durch kirchliche Stellen in Deutschland hat sich Joseph Ratzinger gegen die deutschen Bischöfe (hier vor allem wohl gegen Karl Lehmann) insofern klar durchgesetzt, indem er sie letztendlich gezwungen hat, die Ausstellung eines solchen Beratungsscheins, mit welchem ja nach den deutschen Gesetzen eine straffreie Abtreibung leider möglich wird, einzustellen. Also ging es damals doch, wohl weil er richtig gewollt hatte! Dass sich aber in der Frage der so genannten “Reform der Reform” praktisch nichts in die positive Richtung bewegt hatte, beweist dann aber wohl, dass da nicht richtig gewollt wird! Zumal sich Joseph Ratzinger jetzt nicht mehr “nur” mit dem Titel “Präfekt der Glaubenskongregation” (im Rang eines Kardinals) schmückt, sondern sogar selbst “Papst” geworden ist! 

Das ganze Jahr 2006 hindurch wurden seitens “konservativer Kreise” innerhalb der Amtskirche immer wieder neue Zeitpunkte verkündet, an welchen durch Benedikt XVI. bzw. durch die entsprechenden vatikanischen Stellen eben die eingangs erwähnte weitestgehende Lockerung für die Zulassung des “alten” vorkonziliaren Messritus bekanntgemacht werden sollte. (An solchen letztendlich doch naiven Spekulationen beteiligte sich sonderbarerweise auch die Priesterbruderschaft St. Pius X. fleißig!) Und als dann der jeweilige betreffende Zeitraum verstrich, wurde das betreffende Datum immer wieder um einige Monate nach hinten versetzt. Durch wen auch immer solche Information über die angeblich immer wieder bevorstehende Zulassung des überlieferten Römischen Messritus an die Öffentlichkeit lanciert worden sein sollte - die ganze Geschichte “riecht” nach geradezu systematisch vorbereitetem Betrug und Verrat an den Sehnsüchten “konservativer” Gläubiger! 

 Neuerdings heißt es in einer Veröffentlichung: “In der ARD-Sendung ´Tagesthemen´ am Ostersonntag hat sich Kardinal Lehmann erneut gegen die ´Freigabe´ der überlieferten Messe gewandt. Die deutschen Bischöfe hätten in Rom ihre diesbezüglichen Bedenken vorgebracht. ´Wir haben darauf aufmerksam gemacht, auf Probleme, die auch entstehen können. Wir könnten, wir wollen keine zwei Riten in der Kirche haben, die die Leute verwirren, in vielen Ländern gerade auch in der Diaspora. Aber warten wir mal ab, vielleicht sind wir auch gut gehört worden.´ (a.a.O., wörtl. zitiert nach KU 4/07, S. 16) Der letzte Satz des Osterinterviews kann als Hinweis darauf verstanden werden, dass der Druck aus Deutschland so stark ist, dass Papst Benedikt XVI. sich nicht mehr frei genug sieht, das vorbereitete Motu proprio zu veröffentlichen. 

Der überlieferten Messe wohlgesinnte Amtsträger in Rom hatten schon vor einigen Monaten zum Gebet dafür aufgefordert, dass der Papst die Freiheit habe, in dieser Frage seinen Willen in die Tat umsetzen zu können.“ (IK-Nachrichten, Pro Sancta Ecclesia. Mai 2007, S. 1) 

Es wird wohl stimmen, dass Lehmann & Co. entschieden und massiv “gegen die ´Freigabe´ der überlieferten Messe” sind. Unsere Anerkennung und Respekt für jeden, der sich aufrichtig und ehrlich z.B. auch für die überlieferte Liturgie einsetzt. Selbstverständlich ist auch das Gebet für eine jede gute Sache bitter vonnöten. 

Dennoch drängt sich einem auf der Grundlage der bisher dargelegten Überlegungen der Verdacht auf, dass hier irgend jemand, der dafür eigentlich verantwortlich ist, bewusst mit den Gläubigen spielt und die an sich ziemlich unlautere aber dennoch sehr wirksame Taktik “guter Polizist - schlechter Polizist” anwendet! Denn Theorien von einem wohlmeinenden und viel leidenden guten Papst, der von bösen Kardinälen nur so umringt ist, dass er nichts für die Kirche tun könne, sind in verschiedenen Varianten schon seit Jahrzehnten auf dem Markt ...und werden mancherorts leider sogar äußerst dankbar aufgenommen! Hauptsache, man macht glauben bzw. glaubt, dass der “Papst” entweder von nichts weiß oder nichts tun könne ...und ihm dadurch weiterhin die Möglichkeit schafft, dass er sein ihm zugedachtes bzw. von ihm auch selbst fleißig betriebenes Programm fortsetzt! 

Aber nehmen wir einmal an, dass die “Konzilskirche” demnächst die Einführung des überlieferten Römischen Messritus tatsächlich spürbar erleichtert. Wird dann dadurch viel gewonnen sein? Zwar wird dann wohl eine gewisse Anzahl der Priester der Amtskirche diesen Ritus bei ihrer Zelebration verwenden, was auf den ersten Blick nach etwas Positivem ausschaut. Aber dennoch werden die allermeisten dieser Messen ungültig sein, weil sie von “Priestern” zelebriert werden, die deswegen keine gültig geweihten Priester sind, weil sie von “Bischöfen” geweiht wurden, die selbst einem offenkundig ungültigen Ritus der Bischofsweihe unterzogen wurden! (Vgl. dazu den Artikel “Ist der neue Ritus der Bischofsweihe von 1970 noch gültig?” in “Beiträge”/71, S. 16-25.) 

Aber auch völlig unabhängig von dieser Frage nach der Gültigkeit dieser Messzelebrationen würde sich da ein grundsätzliches Problem bzw. ein gewaltiges Dilemma ergeben. Man würde innerhalb der Amtskirche zwei Messriten nebeneinander haben, die sich im Hinblick auf ihre wesentlichen theologischen Aussagen gegenseitig widersprechen! Sogar wenn der überlieferte Ritus den gleichen Stellenwert innerhalb der “Konzilskirche” erlangen sollte wie der “neue” Messritus - wovon wohl auch in den kühnsten Träumen kaum auszugehen ist! -, würden sie inhaltlich für zwei voneinander völlig verschiedene und einander zutiefst widersprechende Glaubenswelten stehen. Dann würden auch katholisches Glaubensdogma und protestantische Häresie, christliche Offenbarung und menschliche Privatmeinung gleichrangig nebeneinander stehen! 

Dies wird übrigens auch in der Presseerklärung des Gesprächskreises “Juden und Christen” vom 4. April 2007, einem Gremium beim “Zentralrat der deutschen Katholiken”, zugegeben, woraus nämlich die vorhin erwähnte Publikation zitiert: “Die ´Wiederzulassung des tridentinischen Ritus´ würde ´den nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil so hoffnungsvoll begonnenen katholisch-jüdischen Dialog nachhaltig stören´. So enthalte das Missale von 1962 die Karfreitagsbitte ´Für die Bekehrung der Juden´, die in eklatanter Weise der Konzilserklärung ´Nostra Aetate´ widerspreche: ´Mit dem Missale von 1962 zur alten Karfreitagsbitte zurückzukehren, heißt..., einen wesentlichen Paradigmenwechsel des Konzils zu leugnen: nämlich die biblisch begründete Neubestimmung des Verhältnisses der Kirche zum Judentum und damit auch einen Wandel im Selbstverständnis der Kirche. Die traditionelle Karfreitagsbitte betete noch dezidiert dafür, dass die Juden ´unseren Herrn Jesus Christus, das Licht der Wahrheit´ erkennen sollen. Die nachkonziliare Neufassung ist offener: Sie anerkennt den eigenen Heilsweg der Juden, der in Gottes Ratschluss begründet ist, wenn sie darum bittet, dass die Juden ´zur Fülle der Erlösung´gelangen mögen´. Bei der Forderung ´nach der Wiederzulassung des tridentinischen Ritus´ gehe es nicht um die Frage nach der Messfeier in Latein..., sondern um grundlegende theologische Fragen: ´Die Theologie, insbesondere die Lehre von der Kirche, auch die Theologie und Spiritualität der heiligen Messe, wie sie sich in den Gebeten, Texten und Lesungen der Missa Tridentina ausdrückt, widerspricht in vielem und theologisch Entscheidendem dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Das betrifft nicht zuletzt die einzigartige Beziehung zwischen Kirche und Judentum.´” (IK-Nachrichten, Pro Sancta Ecclesia. Mai 2007, S. 2) 

Wenn aber die Wahrheit “bestenfalls” sogar gleichwertig neben der Lüge stehen und zur gleichen Zeit “bestenfalls” sogar gleichermaßen wie die Lüge gelten soll, dann würde die betreffende Wahrheit nicht einmal einen Pfifferling wert sein, weil sie nämlich immer durch ihr Gegenteil, die betreffende Lüge, aufgehoben werden würde! 

(So leugnet man heute praktisch auch das Christentum, da man ja auch seitens des Vatikans nicht widerspricht, ja sogar zugibt, dass es auch andere Religionen gibt, die dem Christentum letztendlich doch mehr oder weniger gleichwertig seien. Vgl. dazu: “Keine Umkehr und keine Taufe mehr notwendig?” in “Beiträge”/65, S. 25-27, “Nochmals: Keine Umkehr und keine Taufe mehr?” in “Beiträge”/67, S. 16-19, “Grenze der Mission?” in “Beiträge”/68, S.20-25.) 

Nein, die “Wahrheit” kann nur dann Wahrheit im wahrsten Sinne des Wortes sein, wenn sie sowohl uneingeschränkt gilt (für alle und zu jeder Zeit) als auch mit aller Entschiedenheit die Lüge ablehnt! Denn sonst würde man die Gleichheit der frontal entgegengesetzten Positionen proklamieren und somit den Widerspruch grundsätzlich auf seine Fahnen schreiben - die liberal-freimaurerische Hegelsche Dialektik lässt grüßen! 

Somit wird, sollte der überlieferte Ritus innerhalb der “Konzilskirche” irgendwann einmal “Erleichterungen” bei seiner Zulassung erfahren, letztendlich nicht nur nichts gewonnen werden, sondern man würde damit sogar noch zur weiteren Relativierung der Wahrheit - wenigstens indirekt - beitragen, so seltsam dies auch klingen mag. Denn solange man sich in dieser Frage gleichzeitig nicht auch kategorisch für die entschiedene Abschaffung, ja konsequente Ausmerzung des “Novus Ordo Missae” einsetzt (und somit konsequenterweise auch die “Konzilskirche” als eine Art “Anti-Kirche” entlarvt!), spielt man - ob man es will oder nicht - letztendlich doch nur den ganz “wilden” Modernisten und der Loge in die Hände, die ja letztendlich die ganzheitliche Vernichtung des von Jesus Christus offenbarten Glaubens und der wahren katholischen Kirche im Schilde führen! 

Und dies sollten bitte gerade die ehrlichen und an sich gottliebenden Menschen ernsthaft bedenken, die zu den oben erwähnten “konservativen” Kreisen innerhalb der “Konzilskirche” gehören und den überlieferten Messritus aufrichtig lieben. Zwar setzen sie sich persönlich für die “alte” hl. Messe ein, was an sich natürlich richtig, gut und lobenswert ist. Aber dennoch wird durch ihren betreffenden Einsatz der guten Sache eigentlich und letztendlich doch kein richtiger und nachhaltiger Nutzen zuteil, weil sowohl sie selbst nicht konsequent genug handeln, als auch, weil der (teilweise) gute Wille jener Gläubigen doch nur seitens der im Hintergrund wirkenden und an den Fäden ziehenden Glaubensleugner und Kirchenhasser (wie oben aufgezeigt) für ihre eigenen Zwecke missbraucht wird, sollte der Wunsch jenes Personenkreises nach der erleichterten Zulassung des überlieferten Messritus irgendwann einmal sogar in Erfüllung gehen. 

Nun könnte vielleicht jemand einwenden, dass man nur deshalb nicht sofort für die Abschaffung des postkonziliaren Messritus sei, weil dies ja die Modernisten zur Zeit noch nicht zulassen werden würden. Man wolle eben stufenweise vorgehen, und wenn die Mehrheit der Katholiken den überlieferten Messritus erst zu kennen, zu schätzen und zu lieben gelernt hat, dann würde man sich auch für die ganzheitliche Abschaffung des “Novus Ordo Missae” einsetzen. 

Nun, in taktisch-politischer Hinsicht mag diese Logik nach “klug” aussehen. Nur ist die Kirche kein weltliches Parlament oder irgend ein anderes politisches Gremium, in welchem es um politische Kompromisse und die Durchsetzung des zur Zeit Möglichen geht. Denn in den grundsätzlichen Fragen der christlichen Glaubenswahrheit gibt es kein Feld und keinen etwaigen Freiraum für weltliches Taktieren und menschliches Handeln! Denn wer sich mit dem Irrtum und der Lüge in welcher Weise auch immer verbündet, wird diese nicht nur nicht überwinden, sondern wird, was uns auch die entsprechende menschliche Erfahrung zur Genüge lehrt, sogar selbst in dieses Schlamassel hineingezogen! Denn der gewaltigen Sog-Wirkung des Unrechts und der Lüge auf die geschwächte menschliche Willensfreiheit kann man sich nur entziehen, wenn man sich uneingeschränkt zur Wahrheit Gottes bekennt und diese göttliche Wahrheit auch ohne Wenn und Aber liebt! 


P. Eugen Rissling

 

 

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