Die Berufung zur Ehe

Von Rev. Father Dominic Radecki, CMRI

(„The Marriage Vocation“ in „The Reign of Mary“, Vol. XXXVII, No. 123)


Man kann eine Berufung mit der Hauptfeder einer Uhr vergleichen. Wenn die Hauptfeder gut gebaut ist, arbeitet sie korrekt und ermöglicht so den Uhrengängen, richtig zusammenzuarbeiten, so dass die Uhr genau geht und ihre Funktion erfüllt. Ist die Hauptfeder von Anfang an minderwertig oder gedankenlos und ungenau zusammengesetzt, so geht sie früher oder später kaputt und die Uhr ist wert- und funktionslos.

Um sicherzugehen, dass eine Berufung ein möglichst solides Fundament besitzt, müssen wir beten, um Gottes besonderen Willen für uns zu erkennen. Gott beruft jede Seele in einen bestimmten Stand, der uns zum höchsten Maß der Freude führen wird - in diesem und im ewigen Leben. Eine Person kann zum religiösen Leben, zum Stand der Ehe oder zum Ledigenstand berufen sein. Alle drei Berufungen erfordern spezielle gemeinsame Qualitäten, von denen die wichtigste die Selbstlosigkeit ist. Um in jedem dieser Stände erfolgreich zu sein, sind also Selbstverleugnung und Opfer unerlässlich. Wir sollten niemals irgendeine Berufung soweit idealisieren, dass wir glauben, sie sei freier von Unannehmlichkeiten und Stress als eine andere.

Keine dieser drei Berufungen wird uns einen Ausweg bieten aus Pein und Leiden oder uns auch von einer Gehorsamsverpflichtung befreien. In keiner können wir unseren “eigenen Weg” gehen, wenn wir anhaltende Freude erlangen wollen, es sei denn unser Weg ist auch Gottes Weg (Dorothy Grand, So! You Want to Get Married!, S.9).

Der allmächtige Gott, der uns am besten kennt, bestimmt unsere Berufung. Das hat Christus klar herausgestellt, als er zu den Aposteln sagte: “Ihr habt nicht Mich erwählt, sondern Ich habe euch erwählt.” Da uns jedoch ein freier Wille geschenkt ist, besitzen wir die Möglichkeit, Gottes Plan für uns zu akzeptieren oder ihn abzulehnen.

Der allmächtige Gott lehrt uns, dass die Ehe und die Entwicklung dahin, von der ersten Liebe an und dem Entschluss zu heiraten bis zum Austausch der Ja-Worte und der freien gegenseitigen Hingabe in der körperlichen Vereinigung, Kindern das Leben zu schenken, dass all das eine heilige Berufung ist, ein Ruf, mit dem Er uns zu Sich ruft. So dienen die Verheirateten Gott, und ihre Berufung unterscheidet sich von jeder anderen, denn sie basiert auf Deiner Liebe erst zu einer einzelnen Person, dem Gatten oder der Gattin, und schließlich zu Deinen eigenen Kindern und auf dem Dienst an ihnen (Mai-sie Ward, Be Not Solicitous, S.172-173).

Die drei Entscheidungen. Während der nächsten drei Jahre (hier wendet sich der Autor an einige Jugendliche  - Anm.) wirst Du, wenn Du dies nicht schon gemacht hast, die drei wichtigsten Entscheidungen Deines Lebens treffen. Das ist erstens die Wahl des Platzes, den Gott in Deinem Leben einnimmt, zweitens die Berufswahl und drittens die Wahl Deines Mannes oder Deiner Frau. Ein oder zwei gute Entscheidungen sind nicht ausreichend für ein verhältnismäßig glückliches Leben. Um ein glückliches und erfolgreiches Leben zu führen, musst Du in allen drei Punkten die richtige Entscheidung treffen.

Da Deine Wahl in allen drei Gebieten solch schwere Konsequenzen trägt, ist es klug, sich von seinen Eltern und seinem Beichtvater führen zu lassen. Glaube nicht, sie verstünden nichts von Deiner Situation. Wenn Du ihnen das auch nicht zugestehen willst, so würdige doch ihre Erfahrung, ihr “da war ich auch schon” und “das habe ich auch schon gemacht”. Jeder stimmt darin überein, dass die Rückschau eine etwas klarere Sicht der Dinge bietet. Bedenke auch, dass sie für Dich nur das beste wollen.

Handle nicht zu schnell und lasse Dir genügend Zeit, alles zu durchdenken. Man braucht viel gesunden Menschenverstand in solch wichtigen Angelegenheiten. Und vergiss nicht, dass Gott Dein bester Führer ist. Durch inniges anhaltendes Gebet wirst Du die Einsicht erlangen, kritisch und weise zu urteilen.

Die Wahl des Ehemannes oder der Ehefrau. Eine intelligente und attraktive Frau in ihren frühen Dreißigern suchte sorgfältig den richtigen Mann zum Heiraten. Jemand schalt sie mit der Bemerkung: “Warum sind Sie denn immer noch nicht verheiratet?” Die junge Frau, die aus kluger Überlegung auf den richtigen Mann wartete, antwortete: “Vielleicht will Gott, dass ich glücklich bin.” Mit anderen Worten: Wenn sie vorschnell geheiratet hätte, könnte sie es, zur Ruhe gekommen, bereuen. Weitaus besser ist es, wenn sie sich klug und besonnen bei der Wahl des Lebenspartners verhält, denn er ist wirklich für ein ganzes Leben.

Wenn Du einen Partner für die Ehe wählen willst, musst Du sorgfältig erwägen, denn eine romantische unbesonnene Wahl bereitet Dir Leid für den Rest Deines Lebens. Father. Charles Doyle legt in seinem Werk Cana is Forever folgendes dar:

“Die Wahl eines Partners für ein Leben in der Ehe ist eine große und schwerwiegende Verantwortung. Man geht die Verpflichtung ein, einander zu lieben und zu dienen, Kinder zu erziehen und zu führen und gleichzeitig Gott zu dienen mit seinem ganzen Herzen, seiner ganzen Seele und seinem ganzen Gemüt. Jedes dieser Werke, schon für sich allein genommen, erfordert einen großen Glauben und Beständigkeit. Und so können all diese Aufgaben zusammengenommen nicht ohne besondere Hilfe vom Himmel erfüllt werden.

Einen Gefährten fürs Leben zu wählen, um ihm treu zu sein in Freud und Leid, in Reichtum und Armut, in Krankheit und Gesundheit bis zu seinem Tod: Das ist ganz offensichtlich eine Aufgabe, die ein vernünftiges und kluges Urteil erfordert. So viel hängt von der richtigen Entscheidung ab, dass eine unmittelbare Vorbereitung im Gebet unerlässlich ist. Von der Wahl des Ehegatten oder der Ehegattin hängt Glück oder bitteres Bereuen während dieses Lebens und sogar Himmel oder Hölle im nächsten Leben ab.” (S.42)

Ein arabisches Sprichwort sagt: “Erwähle Dein Pferd aus Hunderten, Deinen Freund aus Tausenden und Deine Frau aus Zehntausenden.”

Das Misslingen der Ehe. Ein Mangel an angemessener Bemühung und Besonnenheit bei der Wahl eines Partners kann zu einem Zerbrechen der Ehe oder, bestenfalls, zu einem schwierigen und un-glücklichen Eheleben führen. Liebe mag blind sein, aber Du selbst musst es nicht sein, und Du solltest es auch lieber nicht sein bei der Wahl eines Freundes fürs Leben und Gatten in der Ehe. Wie traurig aber ist es, dass doch so viele Ehen, die gut begonnen haben “auseinander gegangen” sind wegen Untreue, unkontrollierten Ärgers, Egoismus`, Benutzung des Ehepartners zu egoistischen Zwecken oder auch wegen anderweitigen ehelichen Missbrauchs. Ihr Ergebnis: Trennung, Scheidung, verlassene Gatten und Gattinnen, zerstörtes Zuhause.

“Der Zerfall einer Ehe wird [oft] hervorgerufen durch einen Mangel an Reife bezüglich der Emotionen, des Intellektes und der Berufung, durch das Fehlen auch nur einer Ahnung von der wirklichen Absicht, Heiligkeit, Wichtigkeit und Unauflösbarkeit der Ehe, durch falsche Voraussetzungen und Vorbilder von Seiten der Eltern und durch eine unverständige Wahl des Gefährten ohne Rücksicht auf grundsätzliche, religiöse, intellektuelle oder soziale Verwandtschaft.” (Father Charles Doyle, Blame No One but Yourself, S.xi)

In einer unglücklichen Ehe lebende Menschen drücken ihre Enttäuschung üblicherweise dadurch aus, dass sie sagen: “Wenn ich gewusst hätte, wen ich da heirate, hätte ich ihn nie geheiratet.” Zahlreiche Umfragen ergeben, dass ein hoher Prozentsatz verheirateter Erwachsener bezweifelt, die richtige Person geheiratet zu haben, und diese Leute erklären, dass sie sich anders entscheiden würden, wenn sie noch einmal heiraten würden. Diese Paare hatten offensichtlich keine realistische Vorstellung von Ehe. Wären sie richtig an die Ehe herangegangen, so hätten sie davor gewusst, was für ein Typ ihr Freund wirklich ist bzw. als wer er sich entpuppt. Wenn sie einmal verheiratet sind, ist es zu spät.

In seinem Buch Blame No One but Yourself schreibt Father Charles Doyle:

“Das Einzige, was man für solche unglücklichen Leute tun kann, ist, sie an das Versprechen zu erinnern, das sie einander gegeben haben: Einander die Treue zu halten in Freud und Leid, in Reichtum und Armut, in Krankheit und Gesundheit bis dass der Tod sie scheidet; und sie daran zu erinnern, dass das Sakrament der Ehe die untrügliche Sicherheit auf Hilfe gibt durch ausreichend sakramentale Gnaden, einander immer treu zu bleiben, mag es auch noch so schwer und lästig sein. Wie dumm aber ist es, irgendwelche Anforderungen an die Gnade Gottes zu stellen, nur weil zwei Leute keine Vorstellung von richtiger Liebe hatten, Charakterzüge nicht richtig einschätzen konnten oder auf offensichtliche Anzeichen von Gefahr in der Zeit des Werbens oder der Verlobung nicht reagierten.” (S.x)

Das Erkennen möglicher Probleme. Im voraus sollten diejenigen, die auf der Suche nach einem Gatten sind, als erstes lernen, verschiedene Charakterfehler zu erkennen, die Missverständnisse hervorrufen und die Ehe zerstören können. Wenn sie sich dann auf die Ehe vorbereiten, müssen sie imstande sein, diese Fehler an der zukünftigen Braut oder dem Bräutigam wieder zu erkennen. Es gibt einen Spruch, der diese Wahrheit folgendermaßen darstellt: “Halte vor der Ehe Deine Augen weit offen”, und dann: “Halte sie halbgeschlossen nach der Ehe.” Nach der Eheschließung ist es zu spät, wählerisch zu sein. Dann musst Du lernen, einige der Ärgerlichkeiten, die Dein Gatte nicht ablegen kann oder will, zu ignorieren und Dein Augenmerk auf seine guten Seiten zu richten, denn jeder hat ein paar davon.

In der Ehe darf es nicht nach der Art einer Einbahnstraße verlaufen. Selbst die richtige Person zu sein ist genauso wichtig für eine erfolgreiche Ehe wie das Finden der richtigen Person. Daher musst Du Dein Gewissen erforschen und Deine Gewohnheitssünden ausrotten, Charakterfehler beseitigen und lästige Gewohnheiten ablegen. Dein Erfolg wird sich danach bemessen, wie sehr Du Dich bei Deiner Wandlung der Gnade Gottes anvertraust. Aus diesem Grund ist das Funktionieren Deiner Ehe in großem Maße abhängig von Deiner Hingabe an Gott. Diese Besserung Deines Lebens spielt sich tief in Dir selbst ab, denn Du weißt, dass es an der Zeit ist, Dich um diesen Aspekt Deines Lebens zu kümmern, da Du so nicht nur Deine Liebe zu Deiner Braut unter Beweis stellst, sondern auch Deine Liebe zu Gott.


Aus dem Englischen übersetzt
von Andreas Heyne


 

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