Der Heilige Geist, das Leben der Kirche Jesu Christi

Das Pfingstfest ist die Vollendung der Gründung der Kirche durch Jesus Christus. Mit der Sendung des Heiligen Geistes haben die Apostel die Kraft erhalten, die Erlösungsgnaden den Menschen mitzuteilen und die Kirche Jesu Christi zu leiten. Durch alle Jahrhunderte erhält die Kirche diese Kraft von oben durch den Heiligen Geist.

Heute steht diese Kirche Jesu Christi in einer großen Bewährungsprobe, unter der viele Katholiken leiden. Die Orientierung scheint bei vielen verloren zu gehen, seit selbst viele "Hirten" begonnen haben, gegen das, was katholisch ist und immer war, vorzugehen. Viele fragen sich, wo denn noch die Wahrheit zu finden und wie sie zu erkennen sei und wie wohl der katastrophale Zustand, in dem sich die katholische Kirche in unserer Zeit befindet, wieder überwunden werden kann. Da ist es notwendig, nach einem festen Grund zu sehen, um unsere Sendung als Jünger Jesu Christi nicht aus den Augen zu verlieren. Wir sollen und wollen der katholischen Kirche ja nicht nur dem Scheine nach, sondern in der Wahrheit dienen und Christus die Treue halten. Mehr als sonst ist es heute notwendig, dass wir uns im Gebet dem Heiligen Geiste zuwenden, um unter diesen Schwierigkeiten als Katholiken auf dem rechten Weg zu bleiben. Der Heilige Geist lässt uns die Liebe Gottes immer vollkommener erkennen und leben. Damit bekommen wir auch ein immer tieferes Verständnis für das Wesen und die Sendung der katholischen Kirche. Der Heilige Geist selbst kommt uns in unserer Schwachheit zu Hilfe (Röm. 8,26). Jesus Christus hat Ihn uns versprochen, weil Er uns nicht alleine lassen wollte. Er sandte nach Seiner Himmelfahrt Seinen Beistand, den Heiligen Geist, den Geist der Wahrheit, auf dass Er für immer bei Seiner Kirche bleibe (Joh. 14,16).

Im Heiligen Geist erkennen wir klar die Gefahren, welche der Kirche Jesu heute drohen. Der Heilige Geist hindert uns aber zugleich daran, deswegen zu verzagen. Denn Er erinnert uns immer daran, dass die katholische Kirche nicht unser Werk, sondern das Werk Gottes ist. Es wird heute oft so getan, als ob die Einheit der Kirche dadurch gefährdet würde, dass nicht alle den Weg der Anpassung an den Zeitgeist mitgehen. Ja, oft wird sogar so gehandelt und geredet, als ob dieser "Geist der Bequemlichkeit und Oberflächlichkeit" ein Ausfluss des Heiligen Geistes sei. Der Heilige Geist lehrt uns die Unterscheidung zwischen Heiligkeit und Lüge. Er hält uns davor zurück, bloße Mitläufer zu werden. Wer im Lichte des Heiligen Geistes die Wahrheit sucht und wen ernsthaft das Interesse an der Kirche Jesus leitet, der erkennt sehr rasch: Nicht die Treue zum Ursprung kann die Einheit der Kirche gefährden! Die Zerstörung der Einheit kommt vielmehr aus der Ablehnung der Apostolizität, Katholizität und Heiligkeit.

Einig, heilig, katholisch und apostolisch soll die Kirche Jesu Christi sein. Diese Grundausrichtung und dieses Wesen der katholischen Kirche soll jeder einzelne Katholik auch in seinem eigenen Denken und Leben Wirklichkeit werden lassen. Deswegen ist die Bemühung um Bekehrung des eigenen Herzens so wichtig. Nur wer sich im Heiligen Geist zur Besserung des eigenen Lebens entschließt, kann auch anderen etwas geben und so zum Aufbau des Reiches Gottes etwas beitragen. Nur in der Liebe kann das Licht Gottes sichtbar werden, das Gott Seiner Kirche anvertraut hat. Wer bei sich selbst beginnt, wird auch anderen gegenüber eine klarere Sicht gewinnen. Dabei wird er weniger hartherzig urteilen und auch dem Nächsten die Möglichkeit zur Umkehr nicht absprechen. Schon im Ursprung wird somit der Boden für ein fruchtbares christliches Leben und für ein liebendes Miteinander unter den Gliedern der katholischen Kirche in der Erfüllung des Willens Gottes bereitet.

Grundlage allen kirchlichen Lebens ist immer die Treue zum apostolischen Glauben. Deshalb muss unser ganzes Bemühen sich auch darauf richten, die Kirche als apostolische, von Gott selbst eingerichtete Wirklichkeit zu verstehen und zu erhalten. Wir suchen keine neue, von Menschen entworfene Kirche. Den Zugang zu Gott schenkt uns nur die wahre, von Jesus Christus gestiftete Kirche. Es ist nicht möglich, neue, der apostolischen Überlieferung widersprechende Lehren und Praktiken in die Kirche einzuführen. "Katholisch" im wahren Sinn kann man nur dort sein, wo der Überlieferung der Kirche die Treue gehalten wird.

Es wird heute nicht nur von Kritikern, sondern gerade auch von Befürwortern neuer Lehren und neuer Praktiken festgehalten, dass viele dieser Lehren und Praktiken mit der 2000-jährigen Überlieferung der Kirche nicht in Einklang gebracht werden können. Besonders die Lehre des Konzils über die Religionsfreiheit, die Aufforderung Johannes Pauls II. an die Heiden, zu ihren Göttern zu beten, seine Lehre, dass "die starken religiösen Überzeugungen der Anhänger der nichtchristlichen Religionen ... vom Geist der Wahrheit hervorgehen" (Enzyklika Redemtor Hominis I,6), die Lehre, dass auch die anderen Religionen als solche Wege zum Heil seien, das neue Verständnis von Liturgie oder die Veränderung des Sinnes der Wandlungsworte, das Verbot der überlieferten Liturgie usw., erscheinen in diesem Zusammenhang mehr als nur problematisch. Die Verwirrung und der Niedergang des religiösen Lebens sind damit vorprogrammiert, das Vertrauen der Gläubigen wird unmöglich. In einem solchen Fall gilt: Wenn etwas mit dem apostolischen Glauben nicht mehr in Einklang zu bringen ist, dann kann es für einen Katholiken nur heißen: "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!" (Apg. 5,29). Niemand darf sich in falschem Gehorsam zum Angriff auf Gott oder die Kirche selbst verleiten lassen!

Für die zuständigen kirchlichen Autoritäten besteht in einem solchen Fall dringend Handlungs- und Klärungsbedarf: Denn Amtsträger, die sich der Überlieferung der Kirche nicht unterwerfen, können keine wahren Hirten der Kirche sein, weil sie sich dem Auftrag, der mit ihrem Amt verbunden ist, verweigern! Nur in der Rückbindung an die Apostel und damit an Jesus Christus selbst können wir im wahren Sinn des Wortes katholisch sein und bleiben. Es gibt für einen wahren Katholiken keine Kirche, die nur einzelne Gruppen oder Zeitabschnitte umfasst, sondern nur diejenige, die Jesus für alle Orte und alle Zeiten gegründet hat. Die Kirche beginnt somit nicht erst mit einem "Konzil" (welcher Anschein heute oft erweckt wird), - und sie kann auch nicht willkürlich die Gläubigen aus ihren Reihen ausschließen oder willkürlich neue Lehren und Bräuche einführen. Die Kirche Jesu Christi baut sich nämlich in der Treue auf, welche sich im wahren Glauben, in der christlichen Hoffnung und in der göttlichen Liebe notwendig bewähren muss! In diesen vom Heiligen Geist eingegossenen Tugenden offenbart die Kirche ihre gottgebene Heiligkeit, die eine wesentliche Bedingung dafür ist, dass die Kirche wirklich die Kirche Jesu ist! Heilig ist die Kirche durch ihre Stiftung durch Jesus Christus, heilig sein muss sie aber auch in ihren Gliedern, in ihren Gesetzen und in ihren Sakramenten sein. Sie muss alles abwehren, was der Heiligkeit Gottes, die ihr im Heiligen Geist vermittelt wird, widerstreitet! Auch der einzelne Katholik muss jeder Verunehrung des Heiligen widerstehen - und er kann dafür von keinem Hirten rechtens gemaßregelt werden!

Warum finden wir heute so wenig Einheit, obwohl doch so viel von ihr gesprochen wird? Öffnen wir uns zu wenig der gottgewollten Einheit, die uns der Heilige Geist schenken will indem wir es oft am einfachen, aber klaren Willen zur Apostolizität, zur Katholizität und zur Heiligkeit fehlen lassen? Viele "persönliche" Probleme, durch welche die Einheit der Kirche in Gefahr gerät, haben ihre Ursache darin, dass wir die katholische Kirche in diesem Sinn zu wenig als die Kirche Jesu Christi begreifen. Es geht um Ihn und Seine Liebe und nicht um unsere kurzsichtigen Vorlieben und "Meinungen".
Die Kirche ist kein Spielball menschlicher Interessen, sondern das Werk des Heiligen Geistes. Deshalb richtet die wahre katholische Kirche ihr Programm nicht nach den Lautesten und Mächtigsten, auch nicht nach dem Zeitgeschmack, sondern nach dem Willen Christi. Wer die Wahrheit niederhält oder mit bloßen Drohungen und Verleumdungen seine Interessen durchsetzen will, steht nicht auf der Seite Jesu Christi.

Wir haben keine Angst vor dem offenen Gespräch, weil unser Interesse der Wahrheit gilt. Christus herrscht immer, besonders auch heute, jedoch als König vom Kreuz herab. Das geheimnisvolle Leben, das die Kirche in der Teilnahme an Seinem Leiden aus der Kraft Seiner Auferstehung schöpft, kann nur im Heiligen Geist richtig erfasst werden. "Die Juden fordern Wunderzeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten: Für die Juden ein Ärgernis, für die Heiden eine Torheit; für die aber, die berufen sind, ob Juden oder Heiden, Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn Gottes Torheit ist weiser als die Menschen, und Gottes Schwachheit ist stärker als die Menschen" (1Kor. 1,22ff.). Fehlen deshalb der Kirche die Wunderzeichen und die Weisheit? - Genau das Gegenteil ist der Fall. Die ganze Geschichte der katholischen Kirche ist erfüllt von Wundern und von der Weisheit Gottes, die allerdings auch im Heiligen Geist verstanden werden müssen. Viele nehmen die Wunderzeichen oder die Weisheit zwar wahr, machen daraus aber - wie aus der Kirche Christi selbst - bloß einen Gegenstand der Geschwätzigkeit und der Eitelkeit. Die Gnade Gottes kann nicht wirksam werden, wenn menschlicher Hochmut sich dem tiefen Geheimnis der Liebe Gottes verschließt, welche sich in Christus, dem Gekreuzigten, offenbart. Christus, der Gekreuzigte, muss der Mittelpunkt unseres Glaubens und das Fundament unseres Lebens bleiben. Nur in Ihm finden wir die Lösung für die Probleme unserer Zeit, weil nur Er unsere Herzen für die Liebe und die Wahrheit öffnet.

Die Bedeutung von Kreuz und Auferstehung Jesu Christi erkennen wir in ihrer ganzen Wahrheit nur im Heiligen Geist. Das Kreuz lässt uns nicht nach vordergründigen Effekten haschen. Sie sind kein Zeichen des Heiligen Geistes. Genauso wenig lässt uns der Heilige Geist als Glieder des mystischen Leibes Christi in blinden Streit um menschliche Theorien und Meinungen fallen, wodurch manche die Kirche Jesu Christi fast zerreißen und wodurch das eigentliche Licht der Wahrheit selbst oft sehr verdunkelt wird. In Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist, ist uns das neue Leben im Heiligen Geist geschenkt. Wir erfahren, dass Gott auch in aussichtsloser Lage der Garant der Wahrheit und des Guten ist. Sein Heiliger Geist lehrt uns, entschieden, aber dennoch nicht verletzend zu sprechen und zu handeln. Mit Jesus sollen - und wollen auch wir das Recht zum Siege führen, ohne "den glimmenden Docht zu löschen" oder "das geknickte Rohr zu brechen" (vgl. Mt. 12,20ff.). Glaube bedeutet, zu erkennen und nachzuvollziehen, dass und wie Gottes Weisheit alles lenkt. Öffnen wir uns dem Heiligen Geist! Lassen wir uns nicht entmutigen durch scheinbar unüberwindliche "Schwierigkeiten", welche uns das Licht Jesu Christi zu rauben drohen!

Die Kraft aller gottfeindlichen Mächte ist begrenzt. Auch wenn es bisweilen so scheinen mag - geschöpflicher Hochmut kann das Werk Gottes nicht zerstören! Denn die Liebe ist stärker als der Tod! Flehen wir weiter zum Heiligen Geist und handeln wir im Heiligen Geist! Das Bewusstsein, dass es sich nicht um unsere Kirche, sondern um die Kirche Jesu Christi handelt, mag unserem Handeln das rechte Maß, den rechten Eifer und die rechte Ausrichtung geben! Wir wollen und können der Kirche nur in der Liebe Christi dienen, sie nicht durch voreiliges und vorlautes, den Heiligen Geist missachtendes, Tun spalten, damit unser Herr Jesus selbst sie im Heiligen Geist immer vollkommener in ihrer gottgewollten Heiligkeit auferbauen kann! Dazu ist unsere Bereitschaft und Offenheit, aber besonders die Hilfe Gottes, des Heiligen Geistes vonnöten!

Blicken wir auf die Haltung der Heiligen, besonders auf Maria! Sie, die Braut des Heiligen Geistes, möge uns Wegweiserin des wahren katholischen Lebens und der wahren Liebe sein und uns durch ihre Fürbitte tatkräftig in der Bemühung um den Heiligen Geist unterstützen. Nur so gelangt der Wille Gottes auch in der Not der Kirche heute zu seiner Erfüllung, nur so können selbst alle Kreuze und Schwierigkeiten zum Segen für die Kirche Gottes werden!

 

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